Allergien sind Überreaktionen des Abwehrsystems (Immunsystems) des menschlichen Körpers gegen körperfremde Organismen, z.B. Bakterien oder Substanzen, z.B. bestimmte Chemikalien (Allergene). Allergene werden durch das Immunsystem, unter anderem auch durch im Körper des Menschen gebildete Antikörper bekämpft. Dieser Mechanismus ist lebenswichtig und findet sich sowohl in der Tierwelt als auch in der Pflanzenwelt. Ist das Abwehrsystem des Lebewesens geschädigt oder nicht funktionsfähig, so kann es zu schweren Erkrankungen bis hin zum Tod kommen. So greift z.B. das HIV Virus (AIDS) das menschliche Immunsystem an und setzt es außer Kraft; die Erkrankten sterben daran, dass sie sich nicht mehr gegen Bakterien, Pilze oder Viren (körperfremde Organismen) wehren können. Auf der anderen Seite kann es passieren, dass das Abwehrsystem zu empfindlich reagiert (Überempfindlichkeitsreaktionen = Allergie) oder auf einmal körpereigenes Gewebe als fremd erkennt (Autoimmunkrankheiten). Wenn das Immunsystem also überreagiert, kommt es zu den unerwünschten Allergien.
Wie sind nun Allergien festzustellen? Nach einer Blutentnahme und Gewinnung von Serum kann man in einem Test IgE-Antikörper gegen bestimmte, häufig vorkommende Allergene nachweisen. Dieser sog. RAST-Test (Radio-Allergo-Sorbent-Test) gibt erste Hinweise für mögliche Allergie auslösende Substanzen. Der RAST ist deshalb besonders geeignet, weil er den Patienten nur wenig beeinträchtigt (es wird „nur Blut abgenommen). Der Nachteil dieses Testes liegt daran, dass er auch falsch positive Resultate liefert. Das bedeutet, dass ein positives Ergebnis für ein bestimmtes Allergen nicht automatisch auch der Grund für eine Allergie sein muss. Aus diesem Grunde bin ich der Meinung, dass man solche Tests nur gezielt anwenden sollte, d.h. in der Regel nur dann durchführen sollte, wenn man schon einen Hinweis oder einen Verdacht auf ein bestimmtes Allergen hat, das eine Allergie auslösen könnte. Weitergehende, häufig eingesetzte Tests sind Hauttests. Hierzu gehören 1. der Prick-Test, 2. der Epikutantest zum Nachweis einer zusätzlichen Kontaktallergie und 3. der Atopie-Patch-Test, der zurzeit noch in Erprobung ist. Bei diesen Tests wird der Patient direkt mit vermeintlichen Allergenen in Kontakt gebracht. Das bedeutet, dass nicht nur eine mögliche Allergie aufgedeckt wird, sondern auch der Patient erstmals mit einem Allergen in Kontakt kommen und somit auch gegen dieses Allergen empfindlich gemacht (sensibilisiert) werden kann. Hierüber sollte sich jeder Patient klar sein, denn er geht mit solchen Hauttests die Gefahr einer Sensibilisierung ein. Aus diesem Grunde sollten diese Tests nur bei einem begründeten Verdacht einer Allergie eingesetzt werden. Dann sollten Testreihen mit dem bestimmten Allergen oder häufig vorkommenden Allergenen durchgeführt werden.
Der Prick-Test ist dazu geeignet, Allergien festzustellen, die über die Antikörper IgE vermittelt werden (Typ-I-Reaktion). Dieser Test ergänzt den oben schon erwähnten RAST-Test, der auch IgE-Antikörper gegen bestimmte Allergene nachweist. Beim Prick-Test werden mögliche Allergene mittels kleiner Lanzetten in die Haut eingeritzt. Allergene werden dann als positiv gewertet, wenn sich eine kleine Quaddel (wie bei Kontakt mit einer Brennnessel) im Testareal bildet. Aber auch beim Prick-Test kann es zu falsch positiven Ergebnissen kommen. Getestet werden können z.B. in der Luft vorkommende Pollen, Allergene von Milben (Hausstaubmilbe), Allergene von Haustieren wie z.B. Katze, Pferd oder Hund oder auch Allergene (z.B. Milcheiweiß), die in Lebensmitteln vorkommen. Auch bei diesem Test kann es zu falsch positivenoder falsch negativen Ergebnissen kommen. Deshalb sollte man hier auch mit der Interpretation der Ergebnisse sehr vorsichtig sein. Der Test sollte eher eine Bestätigung eines Verdachtes sein oder Hinweise für mögliche Allergene geben, die eventuell zu einer Erkrankung im atopischen Formenkreis führen. Der konkrete Nachweis von tatsächlich krank machenden Allergenen ist häufig sehr schwer. Die Suche nach dem „Täter", der die Erkrankungen (Allergien) zu verantworten hat, kann einerseits spannend und sehr aufschlussreich, aber auch ausgesprochen frustrierend sein. Manchmal ist es wie in einem Kriminalroman: Wenn man dem Mörder auf der Spur sein will, darf man nicht alle Menschen, mit denen das Opfer Kontakt hatte, wahllos festnehmen und der Tat beschuldigen. Dabei kommt in der Regel nichts Positives heraus. Wenn man allerdings Verdachtsmomente gegen den Täter hat, so sollte man entsprechende Tests als zusätzliche Indizien durchführen, den Verdächtigen beobachten und ggf. überführen. Bei der Suche nach dem „Täter"-Allergen kann man z.B. bei Verdacht einer bestimmten Substanz den Kontakt mit diesem Allergen meiden (z.B. nicht in Kontakt mit Pferden zu kommen, wenn man beobachtet hat, dass man immer niesen muss, wenn man zum Reiten geht). Nach Meidung des Allergens (Allergenkarenz) kann man dann später überprüfen, ob sich die Symptome zurückbilden. Ein solches Vorgehen kann auch gut bei Lebensmittelallergien zum Erfolg führen. Mit Hilfe eines Tagebuches sollten die Speisen notiert werden, die man genossen hat, um einen Zusammenhang mit bestimmten Nahrungsmitteln und dem Auftreten von allergischen Erscheinungen herauszuarbeiten. Nach Meiden verdächtiger Speisen (z.B. milcheiweißhaltige Produkte) besteht die Möglichkeit, nach einer gewissen Zeit, einen sog. Provokationstest vorzunehmen. Das bedeutet, dass man bewusst das mögliche Allergen wieder zu sich nimmt und schaut, ob aufgrund einer entsprechenden allergischen Reaktion den Täter dingfest gemacht werden kann. Ein solches kriminalistisches Vorgehen ist unbedingt anzuraten. In meiner Praxis habe ich es häufig erlebt, dass sich Eltern mit unterernährten Kindern bei mir vorstellten. Wahllos durchgeführte Bluttests oder Prick-Tests können bei Patienten mit Neurodermitis eine Vielzahl an möglichen Allergenen aufzeigen, die falsch positiv sind. Die Patienten oder die Eltern der Kinder, die unter Neurodermitis leiden, meiden dann konsequent diese Vielzahl an Lebensmitteln bei der Ernährung. Es kann dann zu Unter- oder Fehlernährungen kommen, die zu gesundheitlichen Probleme führen.
Neben dem Prick-Test wird noch der Epikutantest angewendet, der zum Nachweis einer zusätzlichen Kontaktallergie von Bedeutung ist. Dieser Test wird nur selten bei Kindern durchgeführt, und auch hier muss der Patient darüber informiert sein, dass es zu Sensibilisierungen mit einem Allergen kommen kann, mit dem der Patient bisher noch nicht in Kontakt gekommen ist. Der Epikutantest dient zum Nachweis von Allergien, die nach Kontakt von Allergenen auf der Haut auftreten. Im Gegensatz zum Prick-Test, der in der Regel Immunreaktionen über die Schleimhäute nachweist, gibt der Epikutantest mit einer anderen Immunreaktion (Typ-IV-Reaktion) Hinweise auf Substanzen, die durch direkten Kontakt mit der Haut Allergien auslösen. Substanzen, wie z.B. Inhaltsstoffe von Cremes und Salben, Metalle (Nickel/Kobalt in Modeschmuck oder Chromate in Leder) oder spezielle Berufsstoffe werden auf Testareale auf dem Rücken in kleinen Kammern aufgetragen und mit Pflaster überklebt. Nach ein bis drei Tagen wird dann überprüft, ob in den Testarealen eine Immunreaktion aufgetreten ist. Die Reaktion kann sich ausdrücken in einer Rötung des Testareals bis hin zur stärksten Reaktion, einer Blasenbildung und Nässen. Bei dieser Untersuchungsmethode gibt es weniger falsch positive Ergebnisse als bei dem Prick-Test. Die Gefahr einer falsch negativen Aussage (der Epicutantest ist negativ, aber es besteht doch eine Allergie gegen diese Substanz) ist hier größer. Beim Nachweis einer bestimmten Substanz gilt es auch hier, diese möglichst zu meiden. Die Ergebnisse des Epikutantests können von großer Bedeutung für die Berufsfindung oder auch für eine Berufsaufgabe mit durch Berufsgenossenschaften finanzierten Umschulungen oder Renten sein. Besonders betroffenen Berufsgruppen können z.B. Frisöre oder auch Bauarbeiter sein, die mit bestimmten Allergenen, Chemikalien oder Metallen in Kontakt kommen. So können z.B. Chemikalien in Haarfärbemitteln oder Chromate in Lederhandschuhen von Bauarbeitern zu intensiven Hautveränderungen im Bereich der Hände führen, die es den betroffenen Patienten unmöglich machen, so ihren Beruf weiter durchzuführen. Als ersten Schritt versucht man durch Hautschutzschulungen und konsequentem Meiden der Allergene der Problematik Herr zu werden und dadurch zu erreichen, dass die Patienten im Beruf verbleiben können. Falls dieses nicht möglich ist, muss dann an eine Umschulung oder bei älteren Patienten an eine Berufsunfähigkeitsrente gedacht werden.
Der dritte Test, der Atopie-Patch-Test wird nur von wenigen spezialisierten Hautkliniken durchgeführt. Das Problem liegt hauptsächlich darin, dass dieser in meinen Augen wichtige Test, von den Krankenkassen noch nicht bezahlt wird. Um eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen zu erreichen, bedarf es noch einige Zeit der Erprobung. Dieser Test ist deshalb relativ neu, weil erst vor kurzer Zeit bekannt wurde, dass bestimmte Allergene, wie z.B. Pollen, nicht nur im Bereich der Schleimhäute und über IgE-Antikörper vermittelt, zu Allergien führen, sondern auch direkt bei Kontakt mit der Haut Unverträglichkeitsreaktionen auslösen. Bei vielen Menschen mit Neurodermitis konnte man feststellen, dass gerade im Gesicht (insbesondere Augen- und Lidbereich) oder im Dekolleté Hautveränderungen aufgrund des Kontaktes z.B. mit Pollen (sog. Luft- oder Aeroallergene) auftreten. Wenn man bei diesen Patienten diese Allergene auf den Rücken auftrug, so kam es zu Reaktionen, die den Reaktionen bei einem Epikutantest ähnlich waren. Es gibt hier also ein Zwischending einer Immunreaktion, die sowohl der IgE-vermittelten Typ-I-Reaktion als auch der Typ-IV-Reaktion zuzuordnen ist. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen konnten diese zunächst durch Beobachtung (klinisch) bei Patienten festgestellte Immunreaktion experimentell untermauern.