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Viele Menschen leiden unter einer Hauterkrankung, die sich Neurodermitis nennt. In dem Begriff Neurodermitis steckt das Wort „Neuro", das anzeigt, dass die Erkrankung auch etwas mit den Nerven (Nervosität) zu tun hat und das Wort „Dermitis", das Entzündung der Haut bedeutet. Schon lange ist bekannt, dass Patienten mit Hautproblemen eine Verschlechterung ihres Zustandes verspüren, wenn außergewöhnliche psychische Einflüsse auf sie einwirken. Ein besonderer Einflussfaktor ist „Stress", der interessanter weise nicht nur in negativer Form zu verstärkten Hautveränderungen führt (z.B. Prüfungsstress, Partnerprobleme, beruflicher Stress), sondern auch starke positive Einflüsse können diese Erkrankung auslösen oder verstärken. So haben mir schon mehrere Patienten berichtet, dass zum Beispiel ihre Freude über die Geburt eines Enkelkindes, über einen Lottogewinn oder der berufliche Erfolg eines Familienmitgliedes eine derartige Freude ausgelöst haben, dass sich der Hautbefund letztendlich verschlechtert hat. Über die biochemischen Vorgänge, die bei solchen Ereignissen im Körper des Patienten ablaufen, ist noch nicht allzu viel bekannt. Eine Anzahl von Wissenschaftlern befasst sich schon seit einigen Jahren damit, diese auf psychische Faktoren basierenden körperlichen Vorgänge und gesundheitliche Veränderungen aufzuklären. Hier haben sich spezielle Forschungszweige gebildet, die z.B. in der Psychosomatik (seelische Einflüsse auf das körperliche Befinden) oder die Psycho-Neuroimmunologie (seelische Einflüsse auf das Nervensystem und das Abwehrsystem gegen Krankheiten) in der Grundlagenforschung untersucht werden.
Zunächst ist es allerdings wichtig, den Begriff „Neurodermitis" weiter zu erklären.
Es gibt viele Namen für die Neurodermitis, unter anderem „endogenes Ekzem", „atopische Dermatitis" oder „atopisches Ekzem". Was bedeutet eigentlich Atopie? Die Atopie ist an und für sich keine Krankheit, sondern sie ist eine Anlagebereitschaft, bestimmte Krankheiten zu entwickeln. Zu diesen Erkrankungen gehören die Neurodermitis, der allergisch bedingte Heuschnupfen, allergisches Asthma bronchiale und die Nahrungsmittelallergie. Anlagebereitschaft bedeutet, dass es bestimmten Menschen „mit in die Wiege gegeben ist", mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die oben genannten Erkrankungen erleiden zu müssen. Hier spielen genetische Veranlagungen eine große Rolle; die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krankheit aus dem atopischen Formenkreis tatsächlich ausbricht, ist umso höher, je mehr Blutsverwandte eine atopische Veranlagung haben. So ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass Kinder, deren beide Elternteile die atopische Veranlagung in sich tragen, auch selber zur Atopie neigen. Ob, wann, welche Erkrankungen und in welcher Intensität ausbrechen, kann allerdings nicht vorhergesagt werden, denn hier spielen individuelle Faktoren eine große Rolle. Das Vorkommen an atopischen Veranlagungen ist allerdings sehr groß, und die Anzahl der Menschen, die Atopiker sind, scheint ständig zu steigen. Derzeit geht man davon aus, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung zur Atopie neigt.
Atopiker leiden häufig unter Allergien. Was versteht man eigentlich unter einer Allergie? Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeit gegen Stoffe der Umgebung (Allergene), die normalerweise harmlos sind. Bei Menschen mit Allergien reagiert das körpereigene Immunsystem mit einer unverhältnismäßig starken Abwehrantwort (allergische Reaktion) gegen ein Allergen, mit dem der Allergiker in Kontakt kommt.

Die Neurodermitis ist eine meist anlagebedingte (Atopie) entzündliche Hauterkrankung. Sie ist nicht ansteckend! Verschiedene Auslöser, wie schon oben besprochen, auch erhöhter Stress jeglichen Varianten, beeinflussen das Auftreten und die Stärke dieser Hauterkrankung. Auffällig ist, dass sich das Vorkommen von entzündlichen Hauterkrankungen (Ekzeme) innerhalb von 10 Jahren in allen Altersgruppen mehr als verdoppelt hat. Das atopische Ekzem (Neurodermitis) ist dabei die häufigste Form und betrifft etwa ein Fünftel aller Kinder im Schulalter und bis zu 10% der Erwachsenen.

Ein großes Problem bei Neurodermitikern ist die Störung der Schutzfunktion der Haut. Die Haut ist trocken, schuppig und rissig. In akuten Phasen der Erkrankung ist sie entzündet (gerötet) und Entzündungszellen dringen vermehrt in die Haut ein, als Reaktion darauf kommt es zu einer Verdickung der Haut, häufig auch zu Bläschenbildung und Nässen. Insbesondere quält die Patienten der permanente Juckreiz, der insbesondere nachts unerträglich sein kann, und der Menschen mit Neurodermitis dazu bringt, sich intensiv zu kratzen. Dieses führt zu einem Teufelskreis, denn dadurch wird die Hautbarriere noch mehr geschädigt. Es kommt zur Besiedlung der Haut mit krankmachenden Keimen (oft Staphylokokkus aureus). Diese Hautinfektionen können häufig wieder zu einer Verschlimmerung (Aufblühen) der entzündlichen Hauterkrankung führen. Etwa ein Drittel aller Patienten mit entzündlichen Hautveränderungen weisen klinische Anzeichen von einem Befall mit Bakterien, Viren oder krankmachenden Hautpilzen auf.

Wegen der Barrierestörung der Haut und anderer zum Teil anlagebedingter Gründe leiden viele Neurodermitiker unter Allergien.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass bei Kindern und Erwachsenen mit Neurodermitis sehr häufig zusätzlich auch Allergien vorkommen. Die Allergie muss individuell ermittelt werden. Deshalb gibt es in Anbetracht der individuellen Nahrungsmittelallergien auch keine generellen oder allgemeingültigen Neurodermitisdiäten. Neurodermitiker können auch unter Kontaktallergien leiden. Diese Allergien können sehr gut durch sog. Epikutantests nachgewiesen werden. Ein neuer, noch im Experimentierstadium befindlicher Test ist der Atopie-Patch-Test, der z.B. Hinweise dafür gegen kann, weshalb bei einem bestimmten Pollenflug zu einer bestimmten Jahreszeit sich die Hautprobleme bei einem Patienten mit Neurodermitis verstärken.