Die Schuppenflechte ist eine Volkskrankheit, denn etwa 1-2% der Bevölkerung ist von dieser Hautkrankheit betroffen. Sie ist eine entzündliche Hauterkrankung, die mit einer verstärkten Zellteilung und Verhornung einhergeht. Eine Beteiligung der Gelenke (Entzündung, Psoriasis Arthritis) ist möglich. Die Schuppenflechte ist nicht ansteckend, kann aber vererbt werden. Die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens an Psoriasis zu erkranken liegt bei etwa 17%, wenn ein Geschwister, bei 25%, wenn ein Elternteil, bei 31%, wenn ein Elternteil plus ein Geschwister und 60-70%, wenn beide Eltern unter dieser Hauterkrankung leiden. Ein Gen, das alleinig für das Auftreten der Psoriasis verantwortlich gemacht werden kann, ist noch nicht gefunden worden.

Man weiß, dass die Erkrankung durch Entzündungsprozesse hervorgerufen wird. Der Körper wehrt sich im Bereich der Haut und ggf. auch der Gelenke gegen sich selbst; deshalb bezeichnet man die Schuppenflechte auch als eine Autoimmunkrankheit. Vereinfacht ist das so zu erklären: Normalerweise wehrt sich die Haut mit einer Entzündung, wenn etwas Fremdes (z. B. Bakterien, Pilze, Viren, Allergene, Fremdkörper) in sie eingedrungen ist. Sie wird dann rot, schwillt an und juckt und versucht somit den Körper von diesen Eindringlingen zu befreien. Bei der Psoriasis wird dem Körper aus bisher unerklärlichen Gründen von seinem Immunsystem gesagt, dass an bestimmten Stellen eine Entzündung stattfinden muss, obwohl es überhaupt keinen Grund dafür gibt. Entzündungszellen wandern zu diesen Stellen, und Entzündungshormone führen zur Vermehrung und Weitstellung der Gefäße (Rötung, Schwellung), zu Juckreiz und zur vermehrten Produktion von Hornzellen (Schuppung).

Die Schuppenflechte kann man relativ einfach diagnostizieren. Es gibt drei Phänomene, die alle drei zusammen nur bei der Psoriasis vorkommen. 1. „Das Kerzenwachsphänomen", 2. „Das letzte Häutchen" und 3. „Der blutige Tau". Man benutzt einen Holzspatel oder Löffel (bei Fremden bitte nicht den Fingernagel nehmen!) und kratzt auf der verdächtigen schuppigen Hautveränderung. Hier können dann die Schuppen wie Kerzenwachs von einer Tischdecke abgekratzt werden. Wenn man das vorsichtig tut, kommt man an eine silbrig/rot glänzende Stelle, die nicht von Schuppen befallen ist und die als letztes Häutchen bezeichnet wird. Wird nun das letzte Häutchen vorsichtig abgekratzt, so finden sich in diesem Bereich dann wegen der Vermehrung der Blutgefäße und der damit verstärkten Durchblutung winzige punktförmige Blutungen, die als blutiger Tau bezeichnet werden. Neben diesen drei Phänomenen findet man die Psoriasis häufig an bestimmten Stellen des Körpers. Bei der Neurodermitis sind sehr häufig die Kniekehlen und Armbeigen betroffen. Bei der Schuppenflechte hingegen findet man dort so gut wie nie Hautveränderungen. Vielmehr sieht man diese auf den Knien und am Ellenbogen. Häufig sind auch der Haaransatz und kurioserweise auch der Bauchnabel und die Gesäßfalte betroffen.

Es gibt verschiedene Formen der Schuppenflechte. Mit ca. 80% kommt die chronische (lang anhaltende) Form der Psoriasis vom Plaque-Typ vor. Sie wird auch Psoriasis geographica (landkarten-artige Form) genannt und zeichnet sich durch silbrig glänzende dicke Schuppen auf gerötetem Untergrund aus, die einzeln stehen und zum Teil zusammenlaufen. Die Anordnung sieht wie Kontinente oder Inseln auf einer Landkarte aus. Die Psoriasisphänomene sind hier optimal auszulösen, solange die Haut nicht mit Medikamenten vorbehandelt ist.

Eine Sonderform der Schuppenflechte ist die relativ schnell entstehende (akut exanthematische) tröpfchenförmige Schuppenflechte, die den ganzen Körper befallen kann und Psoriasis guttata (Tröpfchen) genannt wird. Sie tritt häufig bei zu Psoriasis neigenden Patienten nach einem fiebrigen Infekt (häufig eitrige Hals und Mandelentzündung) auf. Hier spielen bestimmte Bakterien (ß-haemolysierende Streptokokken der Gruppe B) eine Rolle. Nach Bekämpfung der Bakterien mit Penicillinen verschwindet die Schuppenflechte meistens wieder. Die Hautveränderungen können aber auch aufrecht erhalten werden, wenn sich Streptokokkenherde einigeln und aus diesen Herden Bakterienbestandteile abgegeben werden, die immer wieder das Auftreten der tröpfchen-ähnlichen Schuppenflechte anfachen. In diesem Fall ist es wichtig, die Herde zu suchen (sog. Fokussuche) und den Zahnarzt (z. B. vereiterter Zahn), den HNO-Arzt (z. B. Nasennebenhöhlen) oder den Internisten (z. B. Gallenblase) aufzusuchen.

Ein besonders unangenehmes Erscheinungsbild der Psoriasis ist der Befall der Kopfhaut, denn es ist nicht einfach und damit aufwendig, die Erkrankung hier in den Griff zu bekommen. Auch die Finger- und Fußnägel können betroffen sein. Die milde Form des Nagelbefalls zeichnet sich durch millimeterkleine Grübchen („Tüpfelnägel") im Nagel und durch eine gelbliche, flache Schuppung unter den Nägeln („Ölflecken") aus. Wenn die Schuppung unter dem Nagel zu stark wird, so kann sich der gesamte Nagel abheben und zerstört werden.
Eine schwere, sehr beeinträchtigende und häufig nur wenig erfolgreich behandelbare Form der Schuppenflechte ist die Psoriasis pustulosa („Eiterstippchen-Form"). Hier sind die oben erwähnten Psoriasiszeichen nicht auslösbar. Es handelt sich aber auch hier um eine Entzündung mit vielen Entzündungszellen an Orten der Haut, wo überhaupt keine Entzündung notwendig ist. Die Hautveränderungen, kleine, punktförmige gelbliche Eiterherde (wie Eiterpickeln) können an Handinnenflächen und Fußsohlen aber auch in einer gefährlichen Variante am gesamten Körper vorkommen. Eiterpickeln entstehen ja meist durch Bakterien, die zu einer Entzündungsreaktion mit Eiter (vor allem weiße Blutkörperchen) führen. In den Pusteln der Psoriasis pustulosa sind aber keine Bakterien nachweisbar, man bezeichnet sie auch als „sterile Pusteln".

Die Form der Schuppenflechte, die mit einer entzündlichen Gelenkerkrankung einhergeht, kann vor oder auch nach Auftreten der typischen Schuppenflechte Hautveränderungen beginnen. Die schmerzhaften Entzündungen der Gelenke gehen mit Rötung, Schwellung und eingeschränkter Funktion einher und führen zu Zerstörungen der betroffenen Gelenke und Knochen. Häufig ist am Anfang nur ein Gelenk betroffen. Es gibt eine Form, die zu einer eher langsamen Verschlechterung des Befundes führt und eine sehr gefürchtete schnelle Form, die meist mehrere Gelenke (z. B. die Fingergelenke) zerstörerisch verändert. Der Schaden ist bei zu später Behandlung groß und hat eine nur geringe Rückbildungstendenz. Bis zu 20% der Schuppenflechtepatienten entwickeln Gelenkveränderungen und Schäden, die zu funktionellen Einschränkungen führen. Nach einem 10-jährigen Krankheitsverlauf werden bei etwa 55% der Patienten mit Schuppenflechte Gelenkveränderungen beobachtet.

Eine relativ neue Erkenntnis betreffend der Schuppenflechte ist, dass die Psoriasis eine Systemerkrankung ist. Das heißt, dass auch die Psyche und internistische Erkrankungen mit dieser Hauterkrankung einhergehen können. Begleiterkrankungen der Psoriasis sind der Alkoholmissbrauch, Depressionen, das sog. „Metabolische Syndrom" (Übergewicht, hohe Fettwerte, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit) und gesteigerte Erkrankungen des Herzens.