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- so leicht zu erkennen, so häufig übersehen -

Bösartige (maligne) Hauttumoren sind für den Hautarzt relativ leicht und früh zu erkennen. Die Erkrankungshäufigkeit an bösartigen und weniger bösartigen (semimaligne) Hauttumoren nimmt in Deutschland und auch weltweit über die Jahre hin stetig zu. Lebensgewohnheiten (sog. Life Style Faktoren wie z. B. Reisetätigkeit in UV-Licht intensive südliche Gefilde und damit verbundenes überzogenes Sonnenbaden, weil die Hautbräunung zunehmend ein Ausdruck von Wohlstand und Gesundheit ist) sowie Umweltfaktoren (z. B. das Ozonloch) sind als Gründe für diese Tatsache anzunehmen. Die wichtigsten und am häufigsten vorkommenden bösartigen Hauttumoren sind der „Schwarze Hautkrebs", das Melanom und die „Hellen oder weißen Hautkrebse", das „Basaliom" (Basalzellkarzinom) und das „Spinaliom" (Plattenepithelkarzinom).

Für die Entstehung dieser drei Hauttumoren spielt ein Übermaß an Sonnenlicht eine wesentliche Rolle. Eine Überdosierung an UV-Licht kann also zur Bildung von bösartigen Tumoren führen. Dieses ist neben der kosmetischen Problematik der Hautalterung (z. B. Faltenbildung, Pigmentflecken, Hauttrockenheit etc.) ein zweiter, wenn nicht sogar der Hauptgrund, sich vor zu intensiver Lichtbestrahlung zu schützen.
Der Hautarzt unterscheidet zwischen dem weniger gefährlichen aber immer noch möglicherweise lebensbedrohlichen „Weißen Hautkrebs" , z. B. das Basaliom oder das Spinaliom, und dem „Schwarzen Hautkrebs" (Melanom), der, wenn er zu spät erkannt wird, einer der bösartigsten Formen einer Krebserkrankung überhaupt ist.
Jede Zelle im Körper unterliegt dem „programmierten Zelltod" (sog. Apoptose); das bedeutet, dass eine Körperzelle sich zwar über Zellteilung vermehren kann und soll, aber irgendwann stirbt sie ab und wird durch eine andere Zelle ersetzt. Dieser Vorgang, die Apoptose, ist mit wenigen Ausnahmen im Erbgut einer jeden Zelle vorprogrammiert. Wird dieses Programm geschädigt oder außer Kraft gesetzt, so teilt sich die Zelle andauernd. Somit wird diese einzelne Zelle gleichsam unsterblich und wächst sich dann in ihrer Zellmasse zu einem Tumor aus, der das normale Gewebe verdrängt und zerstört und die Energie des Körpers nur für sich und sein Wachstum in Anspruch nimmt. Dieser Vorgang des Tumorwachstums, der Krebs, ist nur sehr schwer zu beherrschen. Von großer Bedeutung ist es, den Tumor früh zu erkennen um ihn dann zu entfernen, bevor er sich in andere Organe absiedelt (Metastasierung) und dort sein Unwesen treibt, der bis zum Tod führen kann.
Auf der sichtbaren Haut und Schleimhaut (z.B. Mundschleimhaut) ist ein bösartiger Tumor natürlich viel leichter und früher zu erkennen als z. B. in der Brust, in der Lunge oder in anderen inneren Organen des Menschen. Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Hauarzt und durch den aufgeklärten Patienten selbst sehr zu empfehlen. Diese Untersuchungen belästigen den Patienten nicht, sind recht unkompliziert durchzuführen und relativ preiswert, wenn man bedenkt, dass man sich vor einer lebensbedrohlichen Erkrankung erfolgreich schützen kann.

Untersuchungen haben gezeigt, dass der „Weiße Hautkrebs" („Basaliom" bzw. Basalzellkarzinom und das „Spinaliom" bzw. Plattenepithelkarzinom) in der Regel nach jahrelanger, intensiver Schädigung der Haut durch zu starke Sonnenlichteinwirkung entsteht. Weil Metastasierungen (Tumorabsiedelungen) häufig erst relativ spät nach Auftreten des Tumor oder gar nicht auftreten, werden diese Geschwulste auch als halb bösartig (semi maligne) bezeichnet. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie durch Entfernung des Tumors ist deshalb angeraten, weil diese Geschwulste langsam, aber unaufhörlich wachsen und in das angrenzende Gewebe, einschließlich des Knochengewebes eindringen und dieses zerstören (invasives Wachstum). Außerdem können auch diese Tumoren Tochtergeschwüste absetzen und weiter entfernte Organe und Gewebe befallen. Diese Tatsache wird leider häufig übersehen, vergessen oder vom Patienten verdrängt. Leider führt diese Einstellung immer wieder zu Patienten mit Hautkarzinomen wie dem Spinaliom.
In der Regel sind ältere Menschen mit einem Lebensalter von etwa 60 Jahren von dem „Weißen Hautkrebs betroffen. Es fällt auch auf, dass mehr Männer als Frauen an dieser Form des Hautkrebses erkranken. Die Gründe für diese zwei Beobachtungen liegen einmal darin, dass beim „Weißen Hautkrebs" eine über Jahre andauernde Lichtschädigung zur Tumorbildung führt und zum anderen darin, dass Männer auf Grund ihrer häufigen Arbeitstätigkeit im Freien besonders viel Licht abbekommen.

 


Einer von mehreren möglichen Auslösern des „Schwarzen Hautkrebses" (Melanom) scheint nicht nur die Zeitspanne intensiver Lichteinwirkung, sondern auch starke, kurzzeitige Lichteinwirkung auf die Haut zu sein. Dieses konnte in Studien aus Australien nachgewiesen werden: Erwachsene, die als Kinder viele Sonnenbrände hatten, erkrankten wesentlich häufiger an einem Melanom als eine Kontrollgruppe von Erwachsenen, die kaum über Sonnenbrände in ihrer Kindheit berichtete. Ein zweiter Faktor für die Gefahr des Entstehens von Hautkrebs ist die Fähigkeit eines jeden einzelnen Menschen, seinen eigenen Lichtschutz, das Farbpigment Melanin, das als natürlicher Lichtschutzfilter in der Haut dient, zu produzieren. In Australien ist die Häufigkeit von Melanomen in der Bevölkerung wesentlich höher als z. B. in Deutschland oder Italien. Zwei Gründe werden für diese Beobachtung verantwortlich gemacht: erstens die Schädigung der Ozonschicht in der Atmosphäre (z. B. das Ozonloch über Australien), die dazu führt, dass vermehrt schädliche UV-Strahlung auf die Haut trifft; zweitens der hohe Anteil an Menschen mit hellem, so genannten keltischen Hauttyp. Australien ist ja bekanntlich als Kolonie von einem großen Prozentsatz von Menschen aus Großbritannien besiedelt worden. Der Anteil an Männern und Frauen mit roten Haaren, vielen Sommersprossen und heller Haut, die schlecht bräunt, ist auf der britischen Insel und auch in Irland sehr hoch. Personen mit diesem keltischen Hauttyp bekommen sehr viel schneller einen Sonnenbrand, weil in deren Erbgut vorbestimmt ist, dass ihre Hautzellen nur wenig Hautpigment bildet. Menschen, die ursprünglich im Norden Europas lebten, wie z. B. diejenigen keltischen Ursprungs, brauchten ja diese Schutzmaßnahme der Haut vor Licht nicht, weil die Anzahl der Sonnenstunden und die Strahlungsintensität in diesen Breitengraden wesentlich geringer war und ist als z. B. in Italien oder Afrika.
In der Dermatologie wird die Haut in verschiedene Hauttypen (Hauttyp I bis IV) eingeteilt. Im Nachfolgenden soll der Leser selbst in die Lage versetzt werden, seinen Hauttyp zu bestimmen und die damit verbundenen Konsequenzen zur Vorbeugung einer Erkrankung an Hautkrebs zu ziehen.
Menschen mit Hauttyp I haben meist rote Haare, vielen Sommersprossen und helle Haut. Aufgrund der wenigen Hautpigmente, die diese Haut produziert, ist davon auszugehen, dass es sehr schnell und schon in kurzer Zeit zu einem Sonnenbrand kommt, und dass die Haut auch nur wenig braun wird. Bei Menschen mit Hauttyp I ist es sehr wichtig, intensiven Lichtschutz zu betreiben. Dieses kann z. B. durch Sonnencremes mit einem sehr hohen Lichtschutzfaktor geschehen.
Personen mit Hauttyp II besitzen eine helle Haut, blondes Haar und blaue Augen. Ihre Haut ist zwar weniger empfindlich gegen Sonnenbestrahlung als bei Menschen mit Hauttyp I; aber auch der- oder diejenige mit Hauttyp II bekommt recht schnell einen Sonnenbrand. Ähnlich wie bei dem Hauttyp I kommt es bei ihnen zu einer eher langsamen und relativ gering gradigen Bräunung der Haut. Auch bei Menschen mit Hauttyp II gilt die Empfehlung besonders intensiv Lichtschutz zu betreiben.
Menschen des Hauttyps III haben eine leicht getönte Haut und brünettes Haar. Es ist davon auszugehen, dass sie selten einen Sonnenbrand auf der Haut entwickeln, und dass nach Sonneneinstrahlung die Haut relativ schnell braun wird. Auch Menschen mit Hauttyp III ist zu empfehlen, sich vor allzu starker Sonnenbestrahlung zu schützen. Der Hautschutz sollte zwar nicht vernachlässigt werden; die Zeit, die man in der Sonne verbringen kann ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, ist aber wesentlich länger als bei Personen mit Hauttyp I oder Hauttyp II.
Der Mensch mit einem Hauttyp IV kann sich am längsten ungeschützt im Sonnenlicht aufhalten. Diese Personen haben an sich schon stark braun getönte Haut und meist schwarzes Haar. Sie sind nur wenig empfindlich gegen Sonnenbestrahlung. Aber auch Menschen mit Hauttyp IV ist dringend angeraten, sich nicht in zu großem Maße der Sonne auszusetzen, denn auch sie sind nicht vor Sonnenbränden und daraus resultierenden bösartigen Tumoren und Schädigungen der Haut gefeit.
Wie schon in meinen vorherigen Ausführungen über das UV-Licht dargestellt, ist das Sonnenlicht lebenswichtig für den Menschen, und deshalb sollte man es auch auf sich einwirken lassen. Die Haut möchte das Sonnenlicht mäßig, aber regelmäßig genießen. Es ist also wichtig, sich durch geeignete Maßnahmen vor zu intensiver Sonnenbestrahlung zu schützen.

 


Eine Ursache für die Entstehung eines Melanoms (schwarzer Hautkrebs) ist das ultraviolette Licht im Sonnenlicht. Statistisch konnte nachgewiesen werden, dass das Melanom besonders häufig bei Patienten auftritt, die als Kinder über kurze Zeit und intensiv mit zu viel Sonnenlicht Kontakt kamen. Kinder mit häufigen Sonnenbränden hatten in Untersuchungen, die in Australien durchgeführt wurden, eine deutlich höhere Gefahr, ein Melanom zu entwickeln, als Menschen, die als Kind nur wenige oder keine Sonnenbrände aufwiesen. Auf Grund der relativ geringen Farbpigmentierung in der Haut sind Menschen mit Hauttyp I und Hauttyp II besonders stark gefährdet. Des Weiteren können erblich bedingte Faktoren eine Rolle für die Entstehung eines schwarzen Hautkrebses von Bedeutung sein. Deshalb ist es gerade für Menschen mit vielen und/oder großen Leberflecken besonders wichtig, regelmäßige Untersuchungen beim Hautarzt durchführen zu lassen. Diese Empfehlung gilt auch für Patienten, die Elternteile oder nahe Blutsverwandte haben, die in der Vergangenheit an einem Melanom erkrankt sind. Auch Selbstkontrollen sind wichtig. Wenn man einen Leberfleck entdeckt, der sich auffällig verändert hat, so sollte man möglichst schnell seinen Hautarzt aufsuchen.

 

Das Melanom ist hinsichtlich seiner Bösartigkeit sehr wahrscheinlich einer der gefährlichsten Tumoren, die sich bei einem Menschen entwickeln können. Der schwarze Hautkrebs ist die zehnthäufigste Tumorerkrankung des Menschen, die zum Tode führt. Die Häufigkeit, dass Menschen an einem Melanom erkranken, ist in den letzten 70 Jahren um das 20-fache gestiegen. Der Tumor ist deshalb so gefährlich, weil er schon in einem relativ frühen Stadium Tochtergeschwülste in anderen Organen absetzt (Metastasierung). Die Chance, einen schwarzen Hautkrebs zu überleben, richtet sich nach den so genannten Tumordicken. Bei einem Tumordicken von weniger als 1,5 mm haben 9 von 10 Patienten die Chance, den Tumor mehr als 10 Jahre zu überleben. Ist die Tumordicke z. B. größer als 4 mm, ist davon auszugehen, dass 6 von 10 Patienten innerhalb von 10 Jahren an diesem Tumor versterben. Haben sich einmal Tochtergeschwülste gebildet, so überleben dieses statistisch gesehen nur 3 von 100 Patienten über mehr als 10 Jahre. Einen bösartigen Tumor in der Brust, der etwa 2 mm groß ist, kann man nur sehr schwer erkennen. Der Patient oder die Patientin spürt diesen Tumor in der Regel nicht und man sieht ihn auch nicht. Der schwarze Hautkrebs kann aber schon in einer solchen Größe bei genauem Hinsehen erkannt werden, auch dann, wenn er noch sehr dünn ist und noch nicht tief in die Haut gewachsen ist. Deshalb gilt beim Melanom der Leitspruch, dass frühes Erkennen das Leben rettet.

„Da ist so ein komischer Fleck" ist ein häufiger Satz, den ich in meiner Hautpraxis höre. Oft bringt die Selbstbeobachtung den Patienten zum Hautarzt. Sehr häufig vernehme ich bei Männern den Spruch: „Meine Frau sagt, ich soll mal kommen". Es wird dann berichtet, dass sich ein Leberfleck schnell verändert hat und irgendwie komisch aussieht. Diese Beobachtung gehört zu den wichtigsten Alarmzeichen, und der Weg zum Hautarzt sollte schnell angetreten werden. Man sollte jedoch nicht in Panik verfallen, denn auch viele gutartige Leberflecke verändern sich im Laufe des Lebens.
Tumoren, die sich entwickeln und wachsen, neigen auch dazu, zu jucken. Deshalb ist auch der Juckreiz bei einem Pigmentmal ein bedeutsames Alarmzeichen. Aber auch hier ist festzustellen, dass gutartige Leberflecken bei manchen Menschen zu Juckreiz führen. Dieses gilt insbesondere bei erhabenen Muttermalen, die sich im Bereich des Hosenbundes oder zum Beispiel des BH-Trägers befinden.
Auch wenn ein Leberfleck nur ein ganz wenig blutet, kann dieses Alarmstufe „rot" bedeuten. Blutende Melanome sind schon in einem fortgeschrittenen Stadium und haben oft schon Tochtergeschwülste in der Haut, in den Lymphknoten und in anderen Organen abgesetzt. Auch bei entzündeten oder blutenden Pigmentmalen sollte man nicht in Panik geraten sondern den Hautarzt schnell aufsuchen, damit ein bösartiges Geschehen ausgeschlossen werden kann.
Die Reihenfolge der Bedeutsamkeit für die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein bösartiger Tumor in der Haut entwickelt, ist zuerst Veränderung des Pigmentmals, dann der Juckreiz und zuletzt die Blutung. Aufgrund meiner Erfahrungen mit bösartigen Tumoren der Haut möchte ich Ihnen raten, mindestens 1 x pro Jahr zu ihrem Hautarzt zur „Fleckensprechstunde" zu gehen, und das auch, wenn sie meinen, keine gefährlichen Leberflecken zu haben. Bitte, denken Sie daran, dass es Bereiche der Haut und der Schleimhaut gibt, die sie selbst nicht einsehen können. Eine gute Kontrolle der Leberflecke macht aus, dass in jeder Falte und in jeder Region des Körpers (auch in der Intimregion) nach auffälligen Veränderungen gesucht wird.

 


Im Folgenden werde ich beschreiben, worauf der Hautarzt achtet, um ein verdächtiges Pigmentmal zu identifizieren. Neben einer guten Ausbildung sind eine gründliche Untersuchung und die Erfahrung des Arztes von großer Bedeutung. Die Untersuchung des Hautorgans schließt den gesamten Körper ein. Häufig werden Tumore im Bereich der Mundschleimhaut, der Finger- und Fußnägel sowie an schlecht einsehbaren Stellen (z. B. im Bereich der Gesäßfalte, am After oder im Bereich der Genitalien) übersehen. Auch wenn es dem einen oder dem anderen Patienten unangenehm ist, intime Bereiche des Körpers auf gefährliche Pigmentmale kontrollieren zu lassen, sollte sie oder er auf eine gründliche Untersuchung bestehen.

 

Wie geht der Hautarzt in der „Fleckensprechstunde" nun vor? Am Anfang tritt er etwa einen bis zwei Meter von dem Patienten zurück und verschafft sich einen Überblick. So kann der Arzt schon Flecken erkennen, die einzeln gelegen sind und „irgendwie anders" aussehen. In englischen Fachzeitschriften wurde dieses Vorgehen als Suche nach dem „ugly duckling" beschrieben, was so viel bedeutet, wie das „hässliche Entlein" zu finden, das sich relativ auffällig von anderen Leberflecken abhebt. Schaut der Hautarzt sich dann den auffälligen Fleck etwas näher an, so wirkt er für den erfahrenen Arzt eher „unruhig", „irgendwie seltsam" oder einfach „bösartig".
Ihr Hautarzt wird dann mit einer zielgerichteten Strategie ergründen, ob dieser Fleck ein bösartiger Tumor ist oder nicht. Mit Hilfe einer speziellen Leuchtlupe für die Haut (Dermatoskop) wendet er die sogenannte A, B, C, D (E)-Regel an:
A steht für die Asymmetrie (nicht spiegelbildlich)
B für Begrenzung
C für Colorierung (Farbe)
D für den Durchmesser oder für die Differentialstruktur
E für die Erhabenheit eines Pigmentfleckes oder aber auch für das Wort Evolution, womit die Veränderung eines Leberflecks gemeint ist.
Ich möchte nun auf die einzelnen Kriterien der ABCD-Regel näher eingehen:
Beim „A", der Symmetrie oder Asymmetrie, geht es darum, einen Leberfleck wie einen Schmetterling zu betrachten. Beide Flügel eines Schmetterlings sind geometrisch gleich, d. h., man kann sie aufeinander klappen, und die Ränder der Flügel decken sich exakt ab. Der Körper des Schmetterlings ist die Achse, die sich durch den symmetrischen Aufbau des Insekts ziehen lässt. Im Frisörgewerbe gibt es auch symmetrische und asymmetrische Frisuren. Stellen Sie sich einen Herrn vor, der einen sogenannten „Poposcheitel" und einen „Schnauzbart" trägt. Der Scheitel, der sich genau in der Mitte des Kopfes befindet und die Mitte der Oberlippe, wo zu beiden Seiten der Schnauzbart steht, wären dann die Achse eines symmetrischen Gebildes. Ich überlasse es gerne ihrer Phantasie, sich Frisuren vorzustellen, die eben nicht symmetrisch, sondern asymmetrisch sind. Die Asymmetrie eines bösartigen Tumors der Haut ist eines der wichtigsten Merkmale zur Erkennung von Melanomen, denn wenn man schon in einer gedachten Achse keine Symmetrie findet, sollte der Fleck schon sehr genau weiter betrachtet werden.
Das „B" in der ABCD-Regel bedeutet die Begrenzung des Farbpigmentmusters. Wenn die Begrenzung nicht ebenmäßig ist, sondern sich kleine Ausstülpungen und Inseln ausbilden, die Ausläufer wie kleine Füßchen haben (der Arzt nennt diese „Pseudopodien"), muss an ein bösartiges Geschehen gedacht werden. Die Pseudopodien können Wachstum von Krebszellen in das anliegende Gewebe bedeuten. Sie sind in der Regel nur schwer mit dem bloßen Auge sichtbar; deshalb nutzt der Arzt die Hautlupe (Dermatoskop), um diese Strukturen zu entdecken.
Das „C" steht für Colorierung und bedeutet, Veränderungen bzw. unterschiedliche Farben, die sich in einem Pigmentmal befinden. Mit Hilfe des Dermatoskops kann man sehr gut die unterschiedlichen Farben identifizieren. Die Farben können hellbraun, dunkelbraun, stahlblau, blau-braun bis schwarz, rot oder auch weiß sein. Bei mehr als zwei Farben sollte dem Leberfleck besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Der Buchstabe „D" steht für zwei Kriterien der Bösartigkeit eines Leberflecks und zwar zum einen für den Durchmesser und zum anderen für die sogenannte „Differentialstrukturierung" des Flecks.

 


Ist der Durchmesser, also die Größe eines auffälligen Leberflecks, mehr als ein halber Zentimeter und scheint dieser zu wachsen, sollte diesem Pigmentmal besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Differentialstruktur kann man meist nur mit Hilfe einer Lupe bestimmen. Die Farbpigmente eines Leberflecks bilden in der Regel „Netzwerke". Diese können gleichmäßig oder auch unregelmäßig sein. Gefährlich sind Bereiche im Leberfleck, deren Strukturen (z. B. das Netzwerk der Pigmente) aufgehoben sind. Gelegentlich findet man dann auch kleine schwarze Punkte, Schollen und Streifen, sowie verschwommene, schlierige Farben, die die regelmäßige Farbpigmentstruktur stören.
Das „E" steht in der ABCD(E)-Regel für „Erhabenheit" oder „Evolution". Da viele Hautveränderungen auch erhaben sind und keine Bösartigkeit bedeuten müssen, ist dieser Aspekt etwas in den Hintergrund geraten. Wenn aber in der Gesamtschau des Pigmentmales Bösartigkeit zu erkennen ist und dieser Fleck auch erhaben ist, ist davon auszugehen, dass es sich schon um einen gefährlich dicken Tumor handelt. Ich halte den Buchstaben „E" für das Wort „Evolution" für besonders wichtig. Die Veränderung eines Pigmentmals in Richtung Asymmetrie, Größe, unscharfer Begrenzung, auffälliger Farbveränderungen und Veränderungen der Pigmentstrukturen sind ganz bedeutsame Anzeichen für die Dignität (Gutartigkeit oder Bösartigkeit) eines Pigmentmals.
Mit Hilfe der Hautlupe (Dermatoskop, Auflichtmikroskopie) kann man für jeden einzelnen Buchstaben Zahlen errechnen, die am Ende zusammen gezählt, den sogenannten Dermatoskopie-Punkwert (DPW) ergeben. Bei der Überschreitung eines Grenzwertes empfiehlt der Arzt seinem Patienten, den Leberfleck zu entfernen und feingeweblich untersuchen zu lassen. Diese Untersuchung (Dermatohistologie) gibt mit einer recht großen Sicherheit Auskunft darüber, ob ein auffälliger Leberfleck tatsächlich ein schwarzer Hautkrebs ist und, wenn ja, der Tumor gänzlich aus der Haut entfernt wurde. Außerdem können auch genaue Aussagen über die Tumordicke und über das Wachstum des Melanoms in das angrenzende Gewebe gemacht werden. Diese Aussagen sind wichtig für die Prognose (wie gefährlich ist der Tumor?) und für das weitere Vorgehen, wenn es sich herausgestellt haben sollte, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Die Dicke des Tumors und das Wachstum in das Gewebe geben Anhaltspunkte dafür, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich schon Tochtergeschwülste aus dem Tumor heraus abgesiedelt haben. Je dicker der Tumor ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Absiedelungen gebildet haben. Häufig breitet sich der Tumor über die Lymphgefäße aus. Deshalb muss man bei tief wachsenden Tumoren die Lymphknoten in der Nähe des Melanoms genauer betrachten. Der erste Lymphknoten, auf den die Lymphbahnen zulaufen, wird „Wächterlymphknoten" genannt. Dieser kann mit Hilfe bestimmter Methoden identifiziert und z.B. aus der Leiste oder der Achselregion entnommen werden. Hier kann dann eine feingewebliche Untersuchung des Lymphknotens erfolgen. Falls sich im Wächterlymphknoten Töchtergeschwülste befinden, sollten sämtliche Lymphknoten in diesem Bereich operativ entfernt werden. Falls dies nicht der Fall sein sollte, bleibt einem Betroffenen diese schwere Operation mit ihren Begleiterscheinungen (z. B. Schwellungen des Armes oder des Beines aufgrund eines Staus der Lymphflüssigkeit im Gewebe, Lymphoedem) erspart.
Abschließend möchte ich die Kriterien der ABCD(E)-Regel noch einmal zusammenfassen: Die Asymmetrie (A) eines Pigmentflecks ist dann ein schlechtes Zeichen, wenn man eine oder mehr Achsen durch den Leberfleck ziehen kann, deren Flächen nicht deckungsgleich sondern asymmetrisch sind. Auch die unscharfe Begrenzung (B), wenn ein abrupter Abbruch des Pigmentmusters zu verzeichnen ist, gibt Anlass zur genauen Untersuchung. Die Farbe (C) spielt ebenfalls eine große Rolle bei der Beurteilung von Leberflecken. Bedenklich sind mehr als zwei Farben, z. B. wenn sich zu hell- und dunkelbraunen Farben noch blaubraune, schwarze, rote oder weiße Farbschattierungen hinzu gesellen. Ein Leberfleck, dessen Durchmesser (D) größer als ein halber Zentimeter ist, sollte besonders kritisch betrachtet werden. Auch die Differentialstrukturierung (D) mit der Beurteilung des Farb- oder Pigmentnetzwerkes (strukturlose Areale, Punkte, Stollen, Streifen?) spielt eine Rolle bei der Beurteilung von der Gutartigkeit oder der Bösartigkeit von Leberflecken. Schließlich können auch noch die Erhabenheit (E) und die Evolution (E) für die Beurteilung mit hinzugezogen werden. Eine langsame oder auch eine schnelle Veränderung des Aussehens eines Pigmentmales gibt grundsätzlich zu denken und sollte so schnell wie möglich zu einem Hautarzt führen.
Insgesamt ist es wichtig, festzustellen, dass die Gesamtschau der ABCD(E)-Regel zu betrachten ist. Das heißt, dass es durchaus so sein kann, dass ein Leberfleck in dem einen oder anderen Kriterium auffällig ist, jedoch kein Tumor zu befürchten ist. Zum Beispiel können sich Leberflecken oder Warzen entzünden und auf den ersten Blick für den Nichtspezialisten gefährlich aussehen. Der geschulte Arzt wird dann den beunruhigten Patienten schnell über die Gutartigkeit der Hautveränderungen aufklären.
Abschließend möchte ich noch vor einem Vorgehen dringend warnen, das zwar nur noch selten vorkommt, aber sehr gefährlich ist. Lassen Sie sich bitte nie darauf ein, einen auffälligen Leberfleck mittels Laser oder anderen Methoden, die keine feingewebliche Untersuchung mehr erlauben, zu entfernen. Durch Lasertherapie, Elektrotherapie oder Vereisung (Kryotherapie) wird das möglicherweise bösartige Gewebe zwar zerstört, aber man weiß nie, ob alles entfernt worden ist und ob es sich nun um einen Tumor gehandelt hat oder nicht. Dann kann auch nicht gesagt werden, wie tief der Tumor gewachsen ist, und ob man in angrenzenden Lymphknoten noch nach Absiedelungen suchen muss. Deshalb empfehle ich jedem, möglichst jede auffällige Hautveränderung so zu entnehmen, dass sie auch noch untersucht werden kann und die klinische Diagnose des Arztes bestätigt wird. Dieses gilt zum Beispiel auch für Alterswarzen und andere Hautveränderungen, bei denen man sich nicht ganz sicher ist.