Beitragsseiten

Die auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestellte Therapie ist abhängig vom Krankheitsstadium und vom Hauttyp. Auch die verschiedenen Hautregionen (z.B. das Gesicht oder der Körperstamm) müssen meist unterschiedlich gepflegt werden.
Eine Hauterkrankung fängt oft mit einem entzündlichen, geröteten Stadium an. In diesem Stadium helfen in der Regel wässrige Lösungen, Lotionen oder Cremes. Diese Präparate sind stark feuchtigkeitshaltig und kühlen die entzündete Haut durch die Verdunstungskälte. Die Verdunstungskälte hilft beim Abschwellen der Haut, ist angenehm und drängt die Rötung und Schwellung der Haut zurück. Wenn die Rötung der Haut zurückgeht, geht sie in ein anderes Krankheitsstadium über: Die Haut wird trocken, schuppig, und es gibt kleine Risse in der Haut. Hier helfen die oben genannten Präparate eher wenig, denn jetzt braucht die Haut mehr Fette als Feuchtigkeit. Eingesetzt werden bei trockener Haut Salben und Cremes mit höherem Fettgehalt. Diese können auch mit Harnstoff (Urea) versetzt sein, der Feuchtigkeit in die Haut transportiert, antibakteriell wirkt, die Schuppen löst, die Haut geschmeidig macht und Juckreiz stillend ist. Harnstoff Urea ist - trotz seines für manchen abschreckenden Namen (er wurde tatsächlich früher aus Urin gewonnen) - ein ungefährliches und ideales Heilmittel. Es wird heutzutage synthetisch gewonnen, ist sauber und hat außer seinem Namen und seinem historischen Ursprung nichts mehr mit Urin zu tun, Nebenwirkungen treten kaum auf. Wenn die Haut allerdings noch nicht richtig abgeheilt ist und noch Risse vorhanden sind, kann Harnstoff jedoch ein unangenehmes Gefühl des Brennens auf der Haut auslösen. Dies führt dann zu einer unerwünschten Reizung der Haut. Deshalb kommt es hier darauf an, Harnstoff im richtigen Krankheitsstadium einzusetzen. Bevor man harnstoffhaltige Cremes oder Salben einsetzt, sollte dieses Präparat erst einmal an einer kleinen Stelle am Körper ausprobiert werden.
Die Stadien der akuten Entzündung und des Abheilungsprozesses über Schuppung kann jeder gut nachvollziehen, wenn man sich daran erinnert, wie es einem bei einem Sonnenbrand ergangen ist. Das schlimmste, was passieren kann, ist, wenn man einen Sonnenbrand mit einer fetten Salbe behandelt. Diese duscht man sofort ab, denn man spürt, dass sich nach Auftragen der fettreichen Salbe auf einen akuten Sonnenbrand das Wärmegefühl und das Brennen noch eher erhöhen. Es kommt zu einem Hitzestau (Occlusionseffekt) und einer Zunahme der Schwellung und der Beschwerden. Deshalb sind hier, wie schon oben erklärt, Flüssigkeiten, Lotionen und Cremes am besten geeignet.
Trägt man jedoch Flüssigkeiten oder Cremes auf trockene Haut auf, so fördern diese eher den Austrocknungseffekt durch Verdunstung. Im Stadium der Schuppung sind deshalb fetthaltigere Substanzen angesagt.
Vielen Patienten mit trockener Haut gefällt es aber nicht, wenn sie auf ihre Haut fette Salben auftragen. Sie fühlen sich unwohl, und die Haut ist klebrig. In diesem Fall ist anzuraten, die Salbe nur dünn aufzutragen. Sehr hilfreich sind auch Lotionen und Liposomen. Liposomen sind kleine Fettkügelchen, die sich in einer wässrigen Phase befinden. Diese Liposomen ziehen schnell in die Haut ein und führen zu einer guten Rückfettung. Zusammen mit Harnstoff in einer Liposomenlotion halte ich diese Form der Hautpflege für ideal, wenn Menschen mit trockener Haut fettreiche Salben als unangenehm empfinden. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist es so, dass diese sich nicht gerne eincremen. Bei dieser Form der Hautpflege mit Lotionen entsteht eher nicht das Gefühl der „klebrigen Haut", weil die Fette sehr schnell in der Haut aufgenommen werden.
Im Sommer sollte man eher eine leichtere, feuchtigkeitshaltige Grundlage zur Pflege wählen. Im Winter sind fetthaltigere Präparate anzuraten, weil durch die trockene Luft (Zentralheizung) die Haut eher austrocknet und der etwas fettigere Film auf der Haut das Entweichen der Feuchtigkeit verhindert.
Auch die unterschiedlichen Hautregionen müssen beachtet und entsprechend behandelt und gepflegt werden. So befinden sich z. B. im Bereich des Gesichts mehr Hautzellen, die Fette und Talg produzieren. Deshalb sind hier fetthaltige Salben (insbesondere bei Menschen mit „glänzender Gesichtshaut") nicht angeraten. Hier sollten z. B. Cremes oder Lotionen bzw. wässrige oder alkoholische Lösungen eingesetzt werden. Ähnliches gilt auch für die Stellen des Körpers, die behaart sind (z.B. unter der Achselhöhle). Trockene Hautbereiche, die Fette mögen, finden sich insbesondere an den Armen und Beinen.
Grundsätzlich gilt es, darauf hin zu weisen, dass die regelmäßige Hautpflege des gesamten Körpers auch in Zeiten durchgeführt wird, wo man eigentlich keine Hautprobleme hat.
Es ist auch dringend zu empfehlen, nicht mit den Fingern in einen Salbentopf zu fassen. Die Besiedelung der Hautpflegemittel mit Bakterien kann gefährlich werden. Weiterhin sollten die Verfallszeiten der Pflegepräparate dringend beachtet werden; überlagerte und mit Bakterien verunreinigte Produkte können eher zum Nachteil für die Haut gereichen.
Zusammenfassend gilt es, dass die wesentlichen Grundsätze der äußeren Hautpflege wie folgt lauten:
- eher „feuchte" Grundlagen auf feuchte, nässende und mit Krusten belegte Haut
- und
- eher „fette" Grundlagen auf trockene, rissige, schuppende Haut.
Bei der Erkrankung „Neurodermitis" teilt man die Intensität der Erkrankung in drei Stufen ein:

 

Stufe 1: Der Patient ist beschwerdefrei. In der Regel findet sich eine gering- oder mittelgradige Trockenheit der Haut, evtl. geringgradige Rötung und/oder Schuppung.
Stufe 2: Sie beinhaltet Juckreiz mit Rötung. Durch mechanische Belastung (Reiben) finden sich Knötchen und Kratzspuren.
Stufe 3: Hier zeigen sich stärkere Rötungen mit ausgeprägten Kratzspuren. Die Haut nässt, und es bilden sich Krusten, die wieder eine Verstärkung des Juckreizes bedingen.
Aus diesem grundsätzlichen Wissen über den Verlauf der Neurodermitis lässt sich ein Behandlungsplan entwickeln. Die Stufe 1 beinhaltet die schon angesprochene Basispflege, die Meidung von Auslösern der Neurodermitis und vorbeugendes Verhalten (Prävention, z.B. Meiden von Wollkleidung und Allergenen).
In der Stufe 2 zieht man kortisonfreie, antientzündliche Salben, Cremes, Pasten und feuchte Umschläge (z. B. Schwarztee-Umschläge) vor; diese führen zu einer Milderung des Juckreizes und Abschwellen der entzündlichen Haut. Die Vermeidung des Kratzens und der damit verbundenen Verletzungen der Haut kann durch Ablenkungen und Kratzalternativen erreicht werden. Hier helfen ergotherapeutische Verfahren, die zu Veränderungen des Kratzverhaltens bei Juckreiz führen. Es wird angestrebt, den Teufelskreis „Juckreiz – Kratzen – Schädigung der Haut – vermehrter Juckreiz" zu durchbrechen. Eingesetzt werden spezielle Hilfsmittel, wie z. B. die Herstellung eines „Schmeichelsteins" aus Speckstein. Durch diese Therapie werden die Patienten einerseits von dem quälenden Juckreiz abgelenkt und können andererseits mit dem polierten Speckstein über die entzündliche Haut fahren. Durch eine sanfte Kühlung erfährt die Haut Linderung.
In der dritten Stufe werden äußerlich auf die Haut – insbesondere bei nässenden, entzündeten Hautveränderungen – gerne feuchte Umschläge gegeben. Im Vordergrund steht hier auch die Behandlung der Hautinfektionen durch Bakterien, mittels auf die Haut aufgetragene, die Bakterien abtötende (desinfizierende) Substanzen in Cremes, Lotionen oder Flüssigkeiten und durch die Einnahme von Antibiotika. Von Fall zu Fall muss an eine antivirale Therapie gedacht werden, denn auf geschädigter Haut können sich auch Herpesviren ausbreiten. Nicht zuletzt kommen auch kortisonhaltige Cremes oder Salben bzw. neue, kortisonfreie, antientzündliche Präparate zur Anwendung. Innerlich können Antihistaminika (gegen den Juckreiz, Kortisontabletten) oder andere entzündungshemmende Medikamente (z. B. Cyclosporin) eingenommen werden.