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Viele Menschen leiden unter einer Hauterkrankung, die sich Neurodermitis nennt. In dem Begriff Neurodermitis steckt das Wort „Neuro", das anzeigt, dass die Erkrankung auch etwas mit den Nerven (Nervosität) zu tun hat und das Wort „Dermitis", das Entzündung der Haut bedeutet. Schon lange ist bekannt, dass Patienten mit Hautproblemen eine Verschlechterung ihres Zustandes verspüren, wenn außergewöhnliche psychische Einflüsse auf sie einwirken. Ein besonderer Einflussfaktor ist „Stress", der interessanter weise nicht nur in negativer Form zu verstärkten Hautveränderungen führt (z.B. Prüfungsstress, Partnerprobleme, beruflicher Stress), sondern auch starke positive Einflüsse können diese Erkrankung auslösen oder verstärken. So haben mir schon mehrere Patienten berichtet, dass zum Beispiel ihre Freude über die Geburt eines Enkelkindes, über einen Lottogewinn oder der berufliche Erfolg eines Familienmitgliedes eine derartige Freude ausgelöst haben, dass sich der Hautbefund letztendlich verschlechtert hat. Über die biochemischen Vorgänge, die bei solchen Ereignissen im Körper des Patienten ablaufen, ist noch nicht allzu viel bekannt. Eine Anzahl von Wissenschaftlern befasst sich schon seit einigen Jahren damit, diese auf psychische Faktoren basierenden körperlichen Vorgänge und gesundheitliche Veränderungen aufzuklären. Hier haben sich spezielle Forschungszweige gebildet, die z.B. in der Psychosomatik (seelische Einflüsse auf das körperliche Befinden) oder die Psycho-Neuroimmunologie (seelische Einflüsse auf das Nervensystem und das Abwehrsystem gegen Krankheiten) in der Grundlagenforschung untersucht werden.
Zunächst ist es allerdings wichtig, den Begriff „Neurodermitis" weiter zu erklären.
Es gibt viele Namen für die Neurodermitis, unter anderem „endogenes Ekzem", „atopische Dermatitis" oder „atopisches Ekzem". Was bedeutet eigentlich Atopie? Die Atopie ist an und für sich keine Krankheit, sondern sie ist eine Anlagebereitschaft, bestimmte Krankheiten zu entwickeln. Zu diesen Erkrankungen gehören die Neurodermitis, der allergisch bedingte Heuschnupfen, allergisches Asthma bronchiale und die Nahrungsmittelallergie. Anlagebereitschaft bedeutet, dass es bestimmten Menschen „mit in die Wiege gegeben ist", mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die oben genannten Erkrankungen erleiden zu müssen. Hier spielen genetische Veranlagungen eine große Rolle; die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krankheit aus dem atopischen Formenkreis tatsächlich ausbricht, ist umso höher, je mehr Blutsverwandte eine atopische Veranlagung haben. So ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass Kinder, deren beide Elternteile die atopische Veranlagung in sich tragen, auch selber zur Atopie neigen. Ob, wann, welche Erkrankungen und in welcher Intensität ausbrechen, kann allerdings nicht vorhergesagt werden, denn hier spielen individuelle Faktoren eine große Rolle. Das Vorkommen an atopischen Veranlagungen ist allerdings sehr groß, und die Anzahl der Menschen, die Atopiker sind, scheint ständig zu steigen. Derzeit geht man davon aus, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung zur Atopie neigt.
Atopiker leiden häufig unter Allergien. Was versteht man eigentlich unter einer Allergie? Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeit gegen Stoffe der Umgebung (Allergene), die normalerweise harmlos sind. Bei Menschen mit Allergien reagiert das körpereigene Immunsystem mit einer unverhältnismäßig starken Abwehrantwort (allergische Reaktion) gegen ein Allergen, mit dem der Allergiker in Kontakt kommt.

Die Neurodermitis ist eine meist anlagebedingte (Atopie) entzündliche Hauterkrankung. Sie ist nicht ansteckend! Verschiedene Auslöser, wie schon oben besprochen, auch erhöhter Stress jeglichen Varianten, beeinflussen das Auftreten und die Stärke dieser Hauterkrankung. Auffällig ist, dass sich das Vorkommen von entzündlichen Hauterkrankungen (Ekzeme) innerhalb von 10 Jahren in allen Altersgruppen mehr als verdoppelt hat. Das atopische Ekzem (Neurodermitis) ist dabei die häufigste Form und betrifft etwa ein Fünftel aller Kinder im Schulalter und bis zu 10% der Erwachsenen.

Ein großes Problem bei Neurodermitikern ist die Störung der Schutzfunktion der Haut. Die Haut ist trocken, schuppig und rissig. In akuten Phasen der Erkrankung ist sie entzündet (gerötet) und Entzündungszellen dringen vermehrt in die Haut ein, als Reaktion darauf kommt es zu einer Verdickung der Haut, häufig auch zu Bläschenbildung und Nässen. Insbesondere quält die Patienten der permanente Juckreiz, der insbesondere nachts unerträglich sein kann, und der Menschen mit Neurodermitis dazu bringt, sich intensiv zu kratzen. Dieses führt zu einem Teufelskreis, denn dadurch wird die Hautbarriere noch mehr geschädigt. Es kommt zur Besiedlung der Haut mit krankmachenden Keimen (oft Staphylokokkus aureus). Diese Hautinfektionen können häufig wieder zu einer Verschlimmerung (Aufblühen) der entzündlichen Hauterkrankung führen. Etwa ein Drittel aller Patienten mit entzündlichen Hautveränderungen weisen klinische Anzeichen von einem Befall mit Bakterien, Viren oder krankmachenden Hautpilzen auf.

Wegen der Barrierestörung der Haut und anderer zum Teil anlagebedingter Gründe leiden viele Neurodermitiker unter Allergien.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass bei Kindern und Erwachsenen mit Neurodermitis sehr häufig zusätzlich auch Allergien vorkommen. Die Allergie muss individuell ermittelt werden. Deshalb gibt es in Anbetracht der individuellen Nahrungsmittelallergien auch keine generellen oder allgemeingültigen Neurodermitisdiäten. Neurodermitiker können auch unter Kontaktallergien leiden. Diese Allergien können sehr gut durch sog. Epikutantests nachgewiesen werden. Ein neuer, noch im Experimentierstadium befindlicher Test ist der Atopie-Patch-Test, der z.B. Hinweise dafür gegen kann, weshalb bei einem bestimmten Pollenflug zu einer bestimmten Jahreszeit sich die Hautprobleme bei einem Patienten mit Neurodermitis verstärken.

 


Bei einer atopischen Veranlagung können viele Faktoren zu einer Auslösung der Hautveränderungen im Sinne einer Neurodermitis oder zu einer Verstärkung einer vorbestehenden Neurodermitis führen. An Faktoren aufzuführen sind hier die Hauttrockenheit (verstärkt z.B. im Winter) bei trockener Luft und Zentralheizung, bakterielle oder Pilzinfektionen der Haut, Umweltfaktoren, die z.B. bei Wärme zu Schwitzen und Kratzen führen, Besiedlung mit bestimmten Hautkeimen (Staphylokokken), chemische oder physikalische Reizfaktoren (Arbeiten mit Putzmitteln oder Arbeiten im feuchten Milieu), Klima und Wetter sowie psychische Faktoren. Konkrete Auslöser können Stress, Müdigkeit, Rauchen (auch passives Rauchen), hautreizende Substanzen (z.B. Wolle) oder auch chemische Substanzen wie z.B. Farbstoffe in Kleidung oder Allergien (Milbe, Haustiere, Pollen, Federn oder Schimmelpilze) sein. Auch Nahrungsmittel können Neurodermitisschübe auslösen. Eine ideale Neurodermitisdiät gibt es nicht. Wichtig ist eine gesunde Ernährung. Grundsätzlich sollte man sich nicht zu hochkalorisch ernähren, ausreichend trinken (am besten mehr als 2 Liter/Tag), sich von faserhaltigen Vollkornprodukten in Brot, Reis und Nudeln ernähren, viel Obst und Gemüse zu sich nehmen, ausreichend Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier mit in die tägliche Ernährung aufnehmen und möglichst ungesättigte Fette, Süßigkeiten und ein Zuviel an Genussmitteln wie Alkohol meiden. Es werden viele alternative Ernährungsformen angeboten. Man sollte sich allerdings bei diesen Ernährungsformen auch der entsprechenden Risiken bewusst sein. Eine einseitige Kost führt zu einer mangelhaften Nährstoff- und Energieversorgung. „Bio-Kost" ist sicherlich zu empfehlen, aber naturbelassene Nahrungsmittel können auch die allergene Belastung erhöhen. Viele Verbote können gerade bei Kindern den Leidensdruck stark erhöhen und zu Mangelernährung führen. Letztendlich nehmen alternative Neurodermitisdiäten keine Rücksicht auf die individuellen Verträglichkeiten oder Unverträglichkeiten des einzelnen Patienten. Grundsätzlich basieren diese Diäten auf dem Wissen, dass z.B. bei Kindern Nahrungsmittelallergien häufig auf Unverträglichkeiten gegen Hühnerei, Kuhmilch, Weizen oder Soja in den Grundnahrungsmitteln zurückzuführen ist. Bei Erwachsenen sind diese Allergien zwar auch von Bedeutung, aber insbesondere pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien spielen bei Jugendlichen und Erwachsenen auch eine größere Rolle. Was sind nun pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien. Menschen, die gegen Birkenpollen allergisch sind, zeigen häufig auch Unverträglichkeiten gegen Haselnüsse, Kern- und Steinobst, Karotten, Sellerie und eventuell auch gegen Gewürze. Patienten mit einer Beifußallergie kreuz reagieren häufig mit Sellerie, Karotten, vielen Kräutern und Gewürzen, Tomate und Paprika. Bei Gräserallergien kommt es häufig zu Reaktionen mit heimischem Getreide, Erdnuss und eventuell auch mit Soja.
Bei Kindern weiß man, dass etwa ein Drittel aller Kinder mit Neurodermitis auch eine Nahrungsmittelallergie haben. 90 % aller Kinder reagieren in der Regel nur auf ein oder zwei Nahrungsmittel. Die Hitliste der Nahrungsmittelallergene bei Kindern sind Hühnerei, Kuhmilch, Soja, Weizen, Nüsse und Fisch. Ausgesprochen wichtig ist es zu wissen, dass nach ca. ein- bis zweijähriger Meidung der Allergene viele Nahrungsmittel wieder verträglich sind. Bei Verdacht einer Nahrungsmittelallergie sollte, wie schon vorher erwähnt, eine Eliminations- oder Auslassdiät durchgeführt werden. Hierbei werden verdächtige Nahrungsmittel gezielt gemieden. Bei einem unspezifischen Verdacht kann eine allergenarme Basisdiät zu einer Verbesserung des Hautbefundes führen. Hierbei findet sich allerdings nur eine sehr begrenzte Nahrungsmittelauswahl wieder, die, wie schon erwähnt, zu Problemen wie Mangelernährung führen kann. Auch Lebensmittelfarbstoffe, Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker, die häufig in Fertiggerichten und in Süßigkeiten zu finden sind, können bei Verdacht auf eine Lebensmittelallergie gemieden werden. Generell sollte bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie aber eine diagnostische Diät unter Meidung der verdächtigen Allergene durchgeführt werden. Kommt es zu keiner Besserung, sollte auch keine Diät den Patienten belasten. Kommt es zu einer Besserung, kann man durch bewusste Zugabe von den verdächtigen Allergenen (Provokationskost) herausfinden, ob es zu einer Reaktion kommt oder nicht. Kommt es zu keiner Reaktion, so sollte die Diät nicht weiter fortgeführt werden. Ist eine Reaktion vorhanden, empfiehlt sich eine therapeutische Diät und ggf. eine erneute Provokation zur Kontrolle nach etwa zwei Jahren. Die therapeutische Diät sollte mit Hilfe eines Ernährungsberaters (Diätassistent) individuell für den Patienten erstellt werden. Somit können nachgewiesene Auslöser allergischer und manchmal auch nicht allergischer Reaktionen auf Lebensmittel gemieden werden. Die therapeutische Diät ersetzt wichtige Inhaltsstoffe, die durch Meidung bestimmter Nahrungsmittel oder Nahrungsmittelgruppen verloren gehen würden und führt dann zu einer individuellen und vollwertigen Ernährung.
Das erstmalige Auftreten von Hautveränderungen im Sinne einer Neurodermitis kann schon im Kleinkind- oder im Säuglingsalter auftreten. Es kann aber auch sein, dass die Erkrankung im späten Alter zum ersten Mal auftritt (Spätmanifestation einer Neurodermitis). Der Zeitpunkt des Auftretens und die Ausprägung der Krankheit während des Lebens eines Neurodermitikers sind schwer vorhersehbar. Wichtig ist es, dass Patienten, die die Anlage, eine Neurodermitis zu entwickeln, mit in die Wiege bekommen haben (insbesondere auch, wenn auch Eltern und nahe Verwandte betroffen sind) die Haut in besonderem Maße pflegen. Die Pflege und die Behandlung der Haut sind eine lebenslange Aufgabe. Wenn man sich hier an die ärztlichen Vorgaben hält, besteht die Möglichkeit, ein Leben lang mit seiner Neurodermitis gut zurecht zu kommen. Neben der Pflege der Haut gilt es auch zu vermeiden, dass diese durch äußere Einflüsse gereizt wird. Wichtig ist, dass mögliche Allergene, z.B. Hausstaubmilben, gesucht, identifiziert und dann konsequent gemieden werden. Auch andere, die Haut reizende Tätigkeiten, sollten gemieden werden. So sind Arbeiten im „Feuchtbereich" (z. B. Geschirr abwaschen) für Menschen mit Neurodermitis ein großes Problem, weil z. B. Wasser und Geschirrspülmittel die Haut entfetten und reizen. Generell sollte darauf geachtet werden, dass bei Arbeiten im Feuchtbereich Handschuhe und Pflegecremes, die Wasser abweisen, verwendet werden. Wenn Patienten mit Hautproblemen beruflich häufig im Feuchtbereich arbeiten (auch beim Hausfrauenberuf!), werden Hautschutzschulungen angeboten. Es werden dann spezielle, individuell auf den Patienten abgestimmte Hautschutzpläne aufgestellt, die dem Patienten in seiner täglichen Arbeit enorme Erleichterungen bringen können. Allerdings ist hier wieder auf mögliche allergische Reaktionen zu achten. Außerdem führt das Schwitzen unter den Handschuhen zu Hautjucken und zu einem Aufflackern der Neurodermitis im Bereich der Hände.

 


Die Kleidung spielt beim Umgang mit der Neurodermitis eine große Rolle. Empfehlenswert sind leichte und glatte Stoffe. Baumwolle, Leinen, Viskose und Seide nehmen die Feuchtigkeit eher auf. Seide wirkt außerdem kühlend und lindert das Brennen und das Hitzegefühl bei entzündeter Haut. Im Gegensatz dazu kommt es beim Tragen von Synthetikgewebe zu einem Wärmestau, erhöhter Schweißneigung und einem feuchten Milieu, das sowohl Juckreiz auslösen kann als auch Nährboden für Bakterien und Pilze ist (z.B. Problem Fußpilz). Viele Menschen mit Neurodermitis vertragen keine Wolle. Wolle löst bei Neurodermitikern häufig Juckreiz aus. Weite und luftige Kleidung sollte bevorzugt werden. Menschen mit Hautproblemen und Allergien sollten möglichst Waschpulver ohne optische Aufheller verwenden, Waschmaschinen so einstellen, dass die Wäsche immer gut ausgespült wird und möglichst keinen Weichspüler einsetzen. Schließlich ist auch zu empfehlen, Kleidung die neu gekauft wurde, vor dem ersten Tragen mindestens einmal zu waschen. Wie oben schon angesprochen, spielen die Haut-Basistherapie ("Hautpflege") und die Behandlung der Haut eine ganz wichtige Rolle. Grundsätzlich erkläre ich immer den Patienten, dass sie ihre Haut so behandeln müssen, „dass sie sich in ihrer Haut wohl fühlen". Es gibt manchmal Patienten mit Hautproblemen, die meinen, nur das tun oder anwenden zu müssen, was der Arzt ihnen sagt, bzw. verschreibt. Das Problem besteht dann darin, dass die Haut „mit dem Patienten spricht". Sie sagt ihm: „Diese Behandlung ist richtig"; diese Creme vertrage ich" oder „ich vertrage sie nicht". Die Befindlichkeit der Haut muss also dem Arzt, der die entsprechenden Präparate empfiehlt, übersetzt werden. Jedes Hautproblem und jeder Hauttyp ist im Wesentlichen einzigartig. Grundsätzlich ist es so, dass der behandelnde Arzt aufgrund von Erfahrungswerten zu etwa 80 bis 90% ein Präparat verschreibt, das zur Pflege und Behandlung gut geeignet ist. Es kann aber auch sein, dass die Haut sagt: „Diese Salbe ist mir viel zu fett" oder „meine Haut fühlt sich immer noch trocken an", weil die Lotion oder Creme einfach nicht ausreicht. Dann gilt es, durch Ausprobieren das richtige Präparat zu finden. Von Bedeutung ist es auch, für den Arzt oder für den Patienten, abzuklären, gegen welche Inhaltsstoffe er empfindlich ist. So kann überprüft werden, ob das gewählte Präparat geeignet ist oder nicht. Auch der Apotheker ist gerne bereit, einen Kunden zu beraten. Deshalb sollte auch immer der Allergiepass (sofern ein solcher ausgestellt wurde) vorgezeigt werden, wenn ein Präparat in der Apotheke ohne Verordnung des behandelnden Arztes erstanden wird.

 

Grundsätzlich ist die Hautreinigung wichtig für eine gesunde Haut. Empfehlenswert für Menschen mit Hautproblemen sind pH-neutrale Waschmittel für Körper und Haare. Man sollte nicht so häufig baden, sondern das Duschen bevorzugen. Durch langes Baden im warmen oder heißen Wasser werden die natürlichen Fette aus der Haut gelöst. Die durch die Fette gehaltene Feuchtigkeit verdampft dann aus der Haut, und sie wird trocken. Kurzes Duschen und nicht zu heißes Wasser sind deshalb zu bevorzugen. Beim Abtrocknen sollte die Haut eher abgetupft werden, und man sollte sie nicht abrubbeln; hier können sonst ein Verlust von Hautfetten und ggf. auch Verletzungen der Haut auftreten. Wenn die Zeit besteht, kann man die Haut einfach nur trocknen lassen. Aufpassen sollte man allerdings darauf, dass man die Haut in den Falten (z. B. im Bereich der Leiste oder bei Frauen, unter der Brust) möglichst schnell trocknet und trocken hält. Das feuchte Klima in den Hautfalten ist nämlich ein guter Nährboden für Bakterien und Pilze. Auf trockener Haut können keine Bakterien und Pilze wachsen! Deshalb empfehle ich Patienten, die Hautveränderungen in den Falten haben oder auch einen Fußpilz in den Zehenzwischenräumen, die Haut nach dem Duschen trocken zu föhnen und Talkum zu benutzen, damit Feuchtigkeit in den Falten möglichst vermieden wird. Allein schon durch diese Maßnahmen kann die Entstehung eines Hautpilzes vermieden, wenn nicht sogar auch therapiert werden. Nach dem Baden oder Duschen empfiehlt es sich, sich sofort einzucremen und zwar so, dass man sich in seiner Haut auch wirklich wohl fühlt.
Menschen mit trockener und schuppiger Haut wird empfohlen, Ölbäder zu nehmen, die rückfettend wirken. Auch hier sollte ausprobiert werden, welches Präparat den trockenen Hautzustand am günstigsten beeinflusst. Es gibt rückfettende Bäder deren Öl als kleine Tröpfchen im Wasser angereichert ist; andere Ölbäder bilden einen Film („spreitende Ölbäder") auf dem Badewasser und benetzen die Haut, insbesondere dann, wenn man aus der Badewanne steigt. Auch hier gilt die Regel, dass man nicht zu lange und in nicht zu heißem Wasser badet, denn auch unter Zusatz eines Ölbadzusatzes kann der Zustand der Haut trotzdem beeinträchtigt werden. Patienten haben mir erzählt, dass es ihrer Haut auch gut bekommt, wenn sie duschen und sich dann vor Ende des Duschens mit einem rückfettenden Badezusatz einschmieren. Dieser Badezusatz wird für ca. ein bis zwei Minuten zum Einwirken auf der Haut gelassen und dann kurz abgeduscht. Falls Sie einen ölhaltigen Badezusatz oder rückfettende Duschmittel einsetzen, seien sie bitte vorsichtig, denn die Duschwanne kann durch das Öl sehr glatt werden, man kann dann sehr schnell ausrutschen und sich verletzen.
Es gibt auch Badezusätze, die nicht rückfettend, sondern eher gerbend wirken. Dem Badewasser werden sog. Tannine zugegeben. Es handelt sich hier um Stoffe, die früher von Gerbern eingesetzt wurden und z.B. aus der Eichenrinde gewonnen wurden. Diese Bäder kann man für Hand- und Fußbäder benutzen, wenn sich Bläschen oder nässende Hautveränderungen an Händen und Füßen gebildet haben oder wenn die Haut gerötet ist und juckt. Diese Zusätze wirken antibakteriell, lindern den Juckreiz, stabilisieren die Hautoberfläche und machen sie widerstandsfähiger. Die Tannine sollten deshalb in der Regel dann eingesetzt werden, wenn die Haut nässt oder gerötet ist; denn sie trocknen die Haut eher aus. Eine weitere Substanz als Badezusatz, die für die Behandlung offener und entzündeter Haut geeignet ist, ist das Kaliumpermanganat. Auch hier finden wir keinen rückfettenden Effekt, aber diese, in Wasser gelöste Chemikalie, wirkt desinfizierend. Aufgrund von Juckreiz und dem daraus folgenden Kratzen zeigen sich bei Neurodermitikern oft Verletzungen auf der Haut, die zum Teil von Bakterien befallen sind und nässen. Hier ist eine Behandlung von Kaliumpermanganatbad so lange angezeigt, wie offene, mit Bakterien infizierte Wunden auf der Haut zu finden sind.

Wie schon oben erwähnt, ist es grundsätzlich so, dass Hautreaktionen auf Hautpflegeprodukte sehr unterschiedlich sind. Aus diesem Grunde ist es angeraten, Präparate individuell auszuprobieren. Eine gute Möglichkeit ist der Halbseitenversuch, in dem man zwei unterschiedliche Präparate auf die Haut je einer Körperhälfte verteilt und dann feststellt, welches Präparat am besten einzusetzen ist.

 


Die auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestellte Therapie ist abhängig vom Krankheitsstadium und vom Hauttyp. Auch die verschiedenen Hautregionen (z.B. das Gesicht oder der Körperstamm) müssen meist unterschiedlich gepflegt werden.
Eine Hauterkrankung fängt oft mit einem entzündlichen, geröteten Stadium an. In diesem Stadium helfen in der Regel wässrige Lösungen, Lotionen oder Cremes. Diese Präparate sind stark feuchtigkeitshaltig und kühlen die entzündete Haut durch die Verdunstungskälte. Die Verdunstungskälte hilft beim Abschwellen der Haut, ist angenehm und drängt die Rötung und Schwellung der Haut zurück. Wenn die Rötung der Haut zurückgeht, geht sie in ein anderes Krankheitsstadium über: Die Haut wird trocken, schuppig, und es gibt kleine Risse in der Haut. Hier helfen die oben genannten Präparate eher wenig, denn jetzt braucht die Haut mehr Fette als Feuchtigkeit. Eingesetzt werden bei trockener Haut Salben und Cremes mit höherem Fettgehalt. Diese können auch mit Harnstoff (Urea) versetzt sein, der Feuchtigkeit in die Haut transportiert, antibakteriell wirkt, die Schuppen löst, die Haut geschmeidig macht und Juckreiz stillend ist. Harnstoff Urea ist - trotz seines für manchen abschreckenden Namen (er wurde tatsächlich früher aus Urin gewonnen) - ein ungefährliches und ideales Heilmittel. Es wird heutzutage synthetisch gewonnen, ist sauber und hat außer seinem Namen und seinem historischen Ursprung nichts mehr mit Urin zu tun, Nebenwirkungen treten kaum auf. Wenn die Haut allerdings noch nicht richtig abgeheilt ist und noch Risse vorhanden sind, kann Harnstoff jedoch ein unangenehmes Gefühl des Brennens auf der Haut auslösen. Dies führt dann zu einer unerwünschten Reizung der Haut. Deshalb kommt es hier darauf an, Harnstoff im richtigen Krankheitsstadium einzusetzen. Bevor man harnstoffhaltige Cremes oder Salben einsetzt, sollte dieses Präparat erst einmal an einer kleinen Stelle am Körper ausprobiert werden.
Die Stadien der akuten Entzündung und des Abheilungsprozesses über Schuppung kann jeder gut nachvollziehen, wenn man sich daran erinnert, wie es einem bei einem Sonnenbrand ergangen ist. Das schlimmste, was passieren kann, ist, wenn man einen Sonnenbrand mit einer fetten Salbe behandelt. Diese duscht man sofort ab, denn man spürt, dass sich nach Auftragen der fettreichen Salbe auf einen akuten Sonnenbrand das Wärmegefühl und das Brennen noch eher erhöhen. Es kommt zu einem Hitzestau (Occlusionseffekt) und einer Zunahme der Schwellung und der Beschwerden. Deshalb sind hier, wie schon oben erklärt, Flüssigkeiten, Lotionen und Cremes am besten geeignet.
Trägt man jedoch Flüssigkeiten oder Cremes auf trockene Haut auf, so fördern diese eher den Austrocknungseffekt durch Verdunstung. Im Stadium der Schuppung sind deshalb fetthaltigere Substanzen angesagt.
Vielen Patienten mit trockener Haut gefällt es aber nicht, wenn sie auf ihre Haut fette Salben auftragen. Sie fühlen sich unwohl, und die Haut ist klebrig. In diesem Fall ist anzuraten, die Salbe nur dünn aufzutragen. Sehr hilfreich sind auch Lotionen und Liposomen. Liposomen sind kleine Fettkügelchen, die sich in einer wässrigen Phase befinden. Diese Liposomen ziehen schnell in die Haut ein und führen zu einer guten Rückfettung. Zusammen mit Harnstoff in einer Liposomenlotion halte ich diese Form der Hautpflege für ideal, wenn Menschen mit trockener Haut fettreiche Salben als unangenehm empfinden. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist es so, dass diese sich nicht gerne eincremen. Bei dieser Form der Hautpflege mit Lotionen entsteht eher nicht das Gefühl der „klebrigen Haut", weil die Fette sehr schnell in der Haut aufgenommen werden.
Im Sommer sollte man eher eine leichtere, feuchtigkeitshaltige Grundlage zur Pflege wählen. Im Winter sind fetthaltigere Präparate anzuraten, weil durch die trockene Luft (Zentralheizung) die Haut eher austrocknet und der etwas fettigere Film auf der Haut das Entweichen der Feuchtigkeit verhindert.
Auch die unterschiedlichen Hautregionen müssen beachtet und entsprechend behandelt und gepflegt werden. So befinden sich z. B. im Bereich des Gesichts mehr Hautzellen, die Fette und Talg produzieren. Deshalb sind hier fetthaltige Salben (insbesondere bei Menschen mit „glänzender Gesichtshaut") nicht angeraten. Hier sollten z. B. Cremes oder Lotionen bzw. wässrige oder alkoholische Lösungen eingesetzt werden. Ähnliches gilt auch für die Stellen des Körpers, die behaart sind (z.B. unter der Achselhöhle). Trockene Hautbereiche, die Fette mögen, finden sich insbesondere an den Armen und Beinen.
Grundsätzlich gilt es, darauf hin zu weisen, dass die regelmäßige Hautpflege des gesamten Körpers auch in Zeiten durchgeführt wird, wo man eigentlich keine Hautprobleme hat.
Es ist auch dringend zu empfehlen, nicht mit den Fingern in einen Salbentopf zu fassen. Die Besiedelung der Hautpflegemittel mit Bakterien kann gefährlich werden. Weiterhin sollten die Verfallszeiten der Pflegepräparate dringend beachtet werden; überlagerte und mit Bakterien verunreinigte Produkte können eher zum Nachteil für die Haut gereichen.
Zusammenfassend gilt es, dass die wesentlichen Grundsätze der äußeren Hautpflege wie folgt lauten:
- eher „feuchte" Grundlagen auf feuchte, nässende und mit Krusten belegte Haut
- und
- eher „fette" Grundlagen auf trockene, rissige, schuppende Haut.
Bei der Erkrankung „Neurodermitis" teilt man die Intensität der Erkrankung in drei Stufen ein:

 

Stufe 1: Der Patient ist beschwerdefrei. In der Regel findet sich eine gering- oder mittelgradige Trockenheit der Haut, evtl. geringgradige Rötung und/oder Schuppung.
Stufe 2: Sie beinhaltet Juckreiz mit Rötung. Durch mechanische Belastung (Reiben) finden sich Knötchen und Kratzspuren.
Stufe 3: Hier zeigen sich stärkere Rötungen mit ausgeprägten Kratzspuren. Die Haut nässt, und es bilden sich Krusten, die wieder eine Verstärkung des Juckreizes bedingen.
Aus diesem grundsätzlichen Wissen über den Verlauf der Neurodermitis lässt sich ein Behandlungsplan entwickeln. Die Stufe 1 beinhaltet die schon angesprochene Basispflege, die Meidung von Auslösern der Neurodermitis und vorbeugendes Verhalten (Prävention, z.B. Meiden von Wollkleidung und Allergenen).
In der Stufe 2 zieht man kortisonfreie, antientzündliche Salben, Cremes, Pasten und feuchte Umschläge (z. B. Schwarztee-Umschläge) vor; diese führen zu einer Milderung des Juckreizes und Abschwellen der entzündlichen Haut. Die Vermeidung des Kratzens und der damit verbundenen Verletzungen der Haut kann durch Ablenkungen und Kratzalternativen erreicht werden. Hier helfen ergotherapeutische Verfahren, die zu Veränderungen des Kratzverhaltens bei Juckreiz führen. Es wird angestrebt, den Teufelskreis „Juckreiz – Kratzen – Schädigung der Haut – vermehrter Juckreiz" zu durchbrechen. Eingesetzt werden spezielle Hilfsmittel, wie z. B. die Herstellung eines „Schmeichelsteins" aus Speckstein. Durch diese Therapie werden die Patienten einerseits von dem quälenden Juckreiz abgelenkt und können andererseits mit dem polierten Speckstein über die entzündliche Haut fahren. Durch eine sanfte Kühlung erfährt die Haut Linderung.
In der dritten Stufe werden äußerlich auf die Haut – insbesondere bei nässenden, entzündeten Hautveränderungen – gerne feuchte Umschläge gegeben. Im Vordergrund steht hier auch die Behandlung der Hautinfektionen durch Bakterien, mittels auf die Haut aufgetragene, die Bakterien abtötende (desinfizierende) Substanzen in Cremes, Lotionen oder Flüssigkeiten und durch die Einnahme von Antibiotika. Von Fall zu Fall muss an eine antivirale Therapie gedacht werden, denn auf geschädigter Haut können sich auch Herpesviren ausbreiten. Nicht zuletzt kommen auch kortisonhaltige Cremes oder Salben bzw. neue, kortisonfreie, antientzündliche Präparate zur Anwendung. Innerlich können Antihistaminika (gegen den Juckreiz, Kortisontabletten) oder andere entzündungshemmende Medikamente (z. B. Cyclosporin) eingenommen werden.

 


Im Folgenden möchte ich auf ein häufig missverstandenes Thema eingehen: Der Einsatz von Kortison. Kortison ist ein körpereigenes Hormon, das in der Nebennierenrinde bei jedem gesunden Menschen in ausreichender Menge produziert wird. Dieses Hormon hat im Körper verschiedene Aufgaben. Wenn es als Medikament zusätzlich eingenommen wird, hemmt es u. a. die Entzündung der Haut und damit auch den Juckreiz. Auch Abstoßungsreaktionen von als fremd erkanntem Gewebe werden vermindert. So behandelt man Patienten, denen ein Organ transplantiert worden ist (z.B. Niere, Leber, Lunge) mit hohen Dosierungen an Kortison, um die Abstoßung des eigentlich fremden Gewebe bei dem Patienten zu verhindern. Hohe Dosierungen von Kortison führen zu gewünschten Effekten, aber man muss dafür auch unerwünschte Nebenwirkungen dieses Präparates in Kauf nehmen. Wenn man Kortison auf die Haut schmiert, so kann man nach längerem Gebrauch und - abhängig von der Wirkstärke des Kortisons - eine Entzündung und Schuppung zwar zurückdrängen, aber man nimmt dafür z.B. in Kauf, dass die Blutgefäße sich auf Dauer und unwiederbringlich erweitern und in der Haut brüchig werden. Diese unerwünschte Wirkung des Kortisons führt zu einer Rötung der Haut (besonders auffällig im Gesicht) sowie nach jahrelangem Gebrauch auch zu Einblutungen in die Haut. Außerdem können sich unschöne Risse im tiefen Hautgewebe entwickeln (ähnlich sog. „Schwangerschaftsstreifen"). Diese Nebenwirkungen sind natürlich nicht erwünscht. Aus diesem Grund muss man beim Einsatz von Kortison grundsätzlich vorsichtig sein. Der Leitspruch für die Anwendung von Kortisoncremes und –salben bei der Neurodermitis lautet: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Das heißt, dass wenn Kortisoncremes vernünftig angewendet werden, in der Regel die Vorteile (Entzündungshemmung und Juckreizlinderung) bei weitem die möglichen Nachteile überwiegen. Man kann sogar sagen, dass fehlender Einsatz von Kortison ebenso hautschädigend sein kann, wie die verantwortungslose Verwendung dieser Substanz. Die Aufnahme von Kortison in die Haut hängt von der Körperregion ab. Dort, wo die Haut dick ist, z.B. an den Händen, ist das Eindringen von Kortison in tiefere Hautregionen wesentlich geringer als z.B. im Gesicht. Durch chemische Veränderungen des Kortisons kann man die Stärke (Wirkpotenz) des Medikamentes verändern. Die Wirkstärke wird in vier Stärkeklassen eingeteilt, wobei die Klasse 1 die schwächste und die Klasse 4 die stärkste Präparategruppe beinhaltet. Leider spiegelt in der Regel die Wirkstärke auch die Stärke der unerwünschten Nebenwirkungen auf die Haut wider. Die Herstellung von Kortisonen, die nur erwünschte Wirkungen haben und nur wenige Nebenwirkungen aufweisen, war über Jahre hinweg ein erklärtes Ziel der Pharmaindustrie. Leider ist dieses nur zum Teil gelungen und deshalb muss man, insbesondere bei falscher Anwendung, mit Hautschäden rechnen. Nach meiner Erfahrung möchte ich allerdings davor warnen, Kortison aus dem Behandlungsprogramm für Neurodermitis völlig auszuschließen. Ich habe immer wieder Patienten erlebt, die unter einer solchen Einstellung sehr schwer gelitten haben und letztendlich doch auf Kortison zurückgreifen mussten. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass jeder Patient mit einer chronischen Hauterkrankung selber entscheiden muss, wie er diese behandeln möchte. Ärzte sollten hier unterstützend tätig sein, aufklären und den Patienten führen, ihn aber nicht zu einer Therapie „zwingen", die er eigentlich gar nicht wünscht. Erfreulicherweise gibt es seit einigen Jahren neuere Medikamente (sog. „Makrolide"), die bei lokaler Entzündung, Juckreiz und Schuppung der Haut helfen; aber diese haben andere Wirkmechanismen als Kortison. Auch hier werden spezielle, unerwünschte Wirkungen beobachtet, die sich jedoch anders auswirken als beim Kortison. Durch Einsatz dieser Präparate im Wechsel mit Kortison kann die Gesamtlast der Nebenwirkungen bei Kortisonbehandlung über die Jahre erfolgreich verringert werden. Somit treten Kortisonnebenwirkungen, wie Hautverdünnung und Gefäßerweiterungen oder „Schwangerschaftsstreifen" gar nicht, oder erst später auf.

 

Bei trockener Haut, die in der Regel mit der Neurodermitis einhergeht, ist die Haut-Basistherapie ("Hautpflege") mit Cremes, Salben, Lotionen oder rückfettenden Badezusätzen sehr wichtig. So können quälende Entzündungen der Haut vermieden oder begrenzt werden. Kortison ist ein Medikament, das Haut-Basistherapeutika hinzugefügt werden kann. Es hat bei falscher Anwendung unerwünschte Auswirkungen auf die Haut. Kortison sollte deshalb nur zeitlich begrenzt und dann eingesetzt werden, wenn man der Neurodermitis durch basistherapeutische Maßnahmen nicht Herr werden kann. Bei der Dauer der Behandlung mit Kortison gibt es eine wichtige Regel: Grundsätzlich sollte man das Präparat „ausschleichen". Das bedeutet, dass, wenn die Hautveränderungen nach Behandlung abgeklungen sind, man nicht sofort das Präparat absetzt. Es besteht dann die Gefahr, dass die Hautveränderungen schnell wieder auftreten. Aus diesem Grund ist zu empfehlen, dass man die Behandlung entweder über mehrere Tage oder Wochen nur einmal am Tag, dann alle zwei Tage, dann alle drei Tage durchführt und die Haut in den behandlungsfreien Zeitintervallen „nur pflegt" oder, dass man von Kortisonen mit hoher Wirkpotenz (z.B. Klasse 3 oder 4) auf Kortisone mit niedriger Wirkstärke (z.B. Klasse 2 oder 1) über die Zeit wechselt. Idealerweise sollte erreicht werden, dass man über einen möglichst langen Zeitraum gänzlich auf Kortisonpräparate verzichten kann. Die o. g. Tandem- oder Intervalltherapien kann man natürlich auch erfolgreich kombinieren. Hier gilt wieder der Grundsatz, dass es zur Behandlung mit Kortisonpräparaten bei Neurodermitis keine Allgemeingültigkeit gibt. Der Patient muss sich in seiner Haut wohl fühlen und sowohl individuell als auch stadiengerecht (z.B. bei trockener Haut eher Salbe, oder bei feuchter, geröteter Haut eher Cremes oder Lotionen) behandelt werden.
Es gibt besondere Situationen, in denen noch andere Präparate zur Behandlung von Neurodermitis eingesetzt werden müssen. Wenn die Haut entzündet, offen ist und nässt, können oft Bakterien zu schmierigen, eitrigen Hautveränderungen führen. Oft findet man auch dicke, gerötete und aufgekratzte Knötchen in der Haut. Der häufigste Erreger ist das Bakterium Staphylokokkus aureus. In der Regel setze ich hier Substanzen ein, die die Haut desinfizieren, z.B. Farbstoffe oder jodhaltige Desinfektionsmittel. Auch Antibiotika-haltige Cremes oder Salben können auf die Haut geschmiert werden. Diese Antibiotika wirken in der Regel aber nicht wesentlich besser als die normalen Desinfektionsmittel und Farbstoffe; mit einem zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika sollte vermieden werden, dass sich gegen Antibiotika Allergien entwickeln oder Bakterienstämme gegen die Wirkstoffe resistent werden (d.h. Antibiotika werden wirkungslos gegen bestimmte Bakterien).

Bei Patienten mit Neurodermitis kann auch der Befall der Haut mit Viren eine wichtige Rolle spielen. Gerade wenn die Hautbarriere durch Trockenheit und Risse, bzw. Entzündung und Nässen geschwächt ist, kann man sich sehr schnell mit Viren anstecken. Bei den Herpes-Viren treten kleine Bläschen mit klarem, wässrigem Inhalt auf, die oft schmerzhaft sind und jucken. Die Ansteckung und Ausbreitung mit den Viren kann durchaus über einen Lippenherpes erfolgen. Es gilt dann, mit Medikamenten gegen diese Viren die Ausbreitung auf den gesamten Körper zu verhindern. Seit mehreren Jahren gibt es sehr gut wirkende Substanzen, die in Tablettenform oder als Infusionen die Vermehrung der Herpesviren in der Haut bekämpfen.
Nicht nur Herpes-Viren, sondern auch Dellwarzen, die durch einen anderen Virus verursacht werden, können vermehrt bei Patienten mit neurodermitischen Hautveränderungen auftreten. Die kleinen, erhabenen Dellwarzen, die meist in Gruppen auftreten und in der Mitte eingedellt sind, sind mit Medikamenten kaum zu behandeln und müssen in der Regel mühsam per Hand aus der Haut entfernt werden. Häufig findet man die Dellwarzen auch an Stellen des Körpers, wo nur wenige Hautveränderungen zu finden sind. In diesem Falle ist anzunehmen, dass die Abwehrkraft der Haut des Neurodermitispatienten gerade während eines Neurodermitisschubs eingeschränkt ist.
Neben den Medikamenten, die als Wirkstoffe in Cremes auf die Haut aufgetragen werden, gibt es auch noch Medikamente, die in Tablettenform eingenommen werden. Eine solche Therapieform ist allerdings nur dann zu empfehlen, wenn die Hautveränderungen sehr stark ausgeprägt sind und man der Neurodermitis durch eine Therapie mit Salben und Cremes nicht anders begegnen kann. So kann man auch Kortison oder andere entzündungshemmende Medikamente (sog. Immunsuppressiva) in Tablettenform einnehmen. Allerdings besteht bei Einnahme in Tablettenform immer die Gefahr, dass ausgeprägte unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Deshalb sollte man hier sehr zurückhaltend sein, sich auf den Rat seines Arztes verlassen und nicht ohne Not nebenwirkungsreiche Medikamente in dieser Form zu sich nehmen.
Gegen den Juckreiz bei Neurodermitis nehmen viele Patienten Antihistaminika ein, die den oft quälenden Juckreiz lindern. Durch Einnahme solcher Medikamente kommt es dann auch nicht mehr in dem Maße zum Aufkratzen der Haut. Viele dieser Medikamente sind in der Apotheke frei verkäuflich. Wichtig ist, sich beim Arzt oder Apotheker über die möglichen Nebenwirkungen zu erkundigen. Zum Beispiel führen bei vielen Menschen Antihistaminika zu Müdigkeit und sollten deshalb bei Patienten mit bestimmten Berufen nicht eingesetzt werden. Beachtenswert ist auch noch, dass die Vielzahl unterschiedlicher Antihistaminika auch unterschiedlich auf den Menschen wirken. So ist es zu empfehlen, dass, wenn ein Antihistaminikum nicht wirkt, ein anderes Antihistaminikum mit einem anderen Wirkstoff ausprobiert wird. Grundsätzlich sollte man den Beipackzettel genau lesen und sich bei Bedarf in der Apotheke über das einzunehmende Medikament genau aufklären lassen.